Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1998) (95)

DIE MUNDART DES FÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN ROMAN BANZER 1980 Währungsvertrag zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und der Schweiz. 1982 Unterzeichnung der Europäischen Men- schenrechtskonvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten. 1984 Frauenstimmrecht eingeführt. 1989 Tod S.D. Fürst Franz Josef II. und I.D. Für- stin Gina. 1990 Huldigungsfeier Fürst Hans-Adam II. 1990 Beitritt zur UNO. 1991 Beitritt zur EFTA. 1.2. GEOGRAPHISCHE UND WIRTSCHAFTLICHE BESCHREIBUNG Liechtenstein liegt am Rhein zwischen der Schweiz und Österreich, etwa 50 km südlich von St. Gallen, in der Mitte zwischen Bregenz und Chur und nur wenige Kilometer von Feldkirch. Das Land ist 160 km2 gross, grenzt im Westen an den Kanton St. Gallen, im Süden an Graubünden und im Norden und im Osten an Vorarlberg. Von den 160 km2 sind 34,8 Prozent Wald, 25,2 Prozent unproduktives und überbautes Land, 24,3 Prozent landwirtschaftliche Kulturfläche und 15,7 Prozent Alpweiden. Der tief- ste Punkt ist 430 m, der höchste 2599 m über Meer: der Grauspitz in der zu Triesen gehörigen Alp Lawena. Liechtenstein besteht aus zwei historisch begründeten Landschaften, dem Unterland, ent- standen aus der Flerrschaft Schellenberg, und dem Oberland, entstanden aus der Herrschaft Vaduz. Zum Unterland gehören die Gemeinden Eschen (10,3 km2), Mauren (7,4 km2), Ruggell (7,4 km2), Gamprin-Bendern (6,1 km2) und Schellenberg (3,5 km2). Zum Oberland gehören Triesenberg (29,7 km2), Schaan (26,8 km2), Triesen (26,3 km2), Balzers (19,6 km2), Vaduz (17,3 km2) und Planken (5,3 km2). Ende 1990 lebten 29'032 Personen in Liechtenstein, davon 9T57 im Unterland.2 1812 hatte das Land eine Wohnbevölkerung von 5797 Einwohnern und 1852 von 8162. Diese Zahl wurde immer wieder durch massive Auswande- rungen dezimiert. «Die Lebensunterhaltsquellen 
waren die Landwirtschaft, etwas Kleingewerbe und Kleinhandel. Eine Industrie, welche einem grösse- ren Bevölkerungsanteil Verdienstgelegenheit gebo- ten hätte, war nicht vorhanden. Um die Jahrhun- dertwende bis 1914 waren gute Anfänge auf dem Wege der Industrialisierung gemacht, auch die Ma- schinenstickerei als Heimarbeit erlangte grössere Bedeutung. Die Folgen des Ersten Weltkrieges und der voll- ständige wirtschaftliche Zusammenbruch des da- maligen Wirtschaftspartners Österreich zerstörten diesen Aufbau. Die Stagnation des Bevölkerungs- standes hielt ab 1852 bis 1921 an ... nach 1921 ist ein stetiges Anwachsen der Wohnbevölkerung fest- zustellen.» (Beck 1976, S. 115) Danach und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Liech- tenstein einen wirtschaftlichen Aufschwung, der die Industrie und das Gewerbe auf einen ausserge- wöhnlich hohen Standard und zu internationaler Anerkennung brachte. Eben diese Exportindustrie wurde zur Basis der Volkswirtschaft. So waren 1980 von 13'000 Erwerbstätigen 367 (2,8 Prozent) in der Landwirtschaft tätig, während es 1930 im- merhin noch 40 Prozent waren. Liechtenstein hat sich in den letzten fünfzig Jah- ren von einem armen Bauernland zu einem rei- chen Industriestaat entwickelt. Das Äussere des Landes hat sich augenfällig geändert und ist ein deutliches Indiz für die Umgestaltung unserer Ge- sellschaft. Der wirtschaftliche Aufschwung hat sei- ne Auswirkungen auf das soziale Geflecht des Lan- des mit Veränderungen auf kultureller, politischer und menschlicher Ebene. Dies hat in der Vergan- genheit in unterschiedlichen Bereichen zu Um- wälzungen geführt, die nicht ohne politische Mei- nungsverschiedenheiten vor sich gingen. In den letzten Jahren scheint nach einer kaum aufzuhal- tenden Fortschrittsgläubigkeit mit dem Schlagwort des qualitativen Wachstums eine Tempoverlangsa- mung stattgefunden zu haben. Die Lebensqualität rückt wieder mehr in den Mittelpunkt. Dies führte auch zu einer Rückbesinnung auf Traditionen und zu einem neuen Erwachen des Heimatgefühls, teil- weise verbunden mit Ersatzhandlungen und un- echten folkloristischen Attributen. 149
	        

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