Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

SPRACHWANDEL IN TRIESENBERG/ERGEBNISSE TONI BANZER Das Korpus weist absolut konstante Verhältnisse für die drei Diphthonge auf. Merkmal 8: Vokalkürze im einsilbigen Wort bei auslautender Lenis (siehe S. 23) Beispiel: [tag] (12) Die Korpusbelege zeigen stabile Verhältnisse be- züglich der untersuchten Quantitäten.60 Merkmal 9: Konjugation von «gehen» und «stehen» (siehe S. 23) Beispiele: [geisch duu (30), äär geid (7), duu schteischd (46), äär schteid (18)] Die Sonderformen in der Konjugation dieser Ver- ben sind in Triesenberg noch durchwegs gebräuch- lich.61 Merkmal 13: Sprossvokalbildung bei <-rn-> (siehe S. 24) Beispiel: [gäära] (6) Die Korpusbelege zeigen die Bildung des Sprossvo- kals.62 Merkmal 16: Plural der Normalverben (siehe S. 28) Beispiele: [wiar wonen (52), iar folgad (22), schii faaren (27)] Obwohl 23 Pluralformen nicht realisiert wurden (Umwandlung in Singular), sind die basismundart- lichen Verhältnisse stabil.63 VARIABLE MERKMALE Acht der 16 untersuchten Merkmale der Triesen- berger Mundart werden variabel realisiert, sechs phonologische und zwei morphologische (M 14 und M 15). Es sei hier nochmals erwähnt, dass die künstli- che Gesprächssituation des Interviews viele Nach- teile mit sich bringt, die das Ergebnis beeinflussen können. In natürlicher Gesprächssituation wären 
die Neuerungsanteile anders ausgefallen, vermut- lich etwas geringer. Weil der Störfaktor aber für alle untersuchten Merkmale gegeben war, sind die Neuerungsanteile miteinander vergleichbar. Merkmal 4: Mhd. <ae> > [ee] -»64 [ää] (siehe S. 22) Beispiel: [reess] -> [rääss] (26) Der Wandel des Phonems verläuft nicht zu den Ver- hältnissen, wie sie im Tal bestehen. Dort wird mit- telhochdeutsches <ae> als [ee] gesprochen. Die Neuerung erlangt die Qualität der mundartlichen Entsprechung von mhd. <e> in Triesenberg (vgl. M 2). Insgesamt 19 Prozent Neuerungen. Jeder Fragebogen enthält drei verschiedene Belege zu diesem Merkmal, von denen jedoch nur das Wort räss variabel als [reess] bzw. [rääss] er- scheint. Die knappe Beleglage erlaubt keine end- gültigen Schlüsse, es scheint aber so, als ob hier ein Wandel stattfindet, der auf ein Wort beschränkt ist. Der Wandel [ee] -* [ää] hat zwar eine bestimmte Stufe extensiver Allgemeinheit erreicht, es gibt ei- nige Triesenberger/innen, die [rääss] sagen, sich jedoch nicht auf verschiedene lautliche Umgebun- gen, also z. B. auf die anderen Belegworte schwer und leer (mhd. <ae> vor r), ausdehnen können und somit keine intensive Allgemeinheit gewonnen. 56) Gassner. S. 3. 57) Die Neuerungsanteile siehe S. 44f. 58) Von diesen elf Abweichungen fallen allein acht auf Informantin Nr. 10. Sie weist auch die höchsten Neuerungswerte bei den variablen Merkmalen auf. 59) Drei Abweichungen gegenüber 1055 basismundartlichen For- men. Zwei Abweichungen stammen von Informantin Nr. 10. 60) Eine Abweichung von Informantin Nr. 10 gegenüber 231 basis- mundartlichen Formen. 61) Drei Abweichungen gegenüber 461 basismundartlichen Formen. Alle Abweichungen stammen von Informantin Nr. 10. 62) Zwei Abweichungen gegenüber 287 basismundartlichen Formen. Eine Abweichung stammt von Informantin Nr. 10. 63) Zwei Abweichungen gegenüber 323 basismundartlichen Formen. Eine Abweichung stammt von Informantin Nr. 10. 64) —> = Wandel von ... nach ... 43
	        

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