Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

da 
einen Wecken Brot, aber ganz selten. Mama ging meistens an einem Dienstag in die Stadt (Feld- kirch), da war Wochenmarkt. Sie nahm dann Eier mit und 
einige Modele Butter und Bohnen, die man immer im Türken zwischen den Zeilen pflanzte, oder ein oder zwei schöne saure Käse, und aus dem Erlös kaufte Mama alles ein, was man die Wo- che durch brauchte. Es kamen auch hie und da Hausierer. An einen kann ich mich noch gut erinnern. Er hiess Schürte und hatte 
eine mordsgrosse Kräze auf dem Rücken. Aus dieser hingen dann die schönsten Sachen her- aus, allerlei 
Spielsachen. Mulörgele konnte man haben, auch etwas für die Küche, etwa 
einen Pfan- nenribel, Milchsiebe oder so etwas kaufte Mama. Auch 
viel Schuhbändel wurden benötigt. Auf die- sen Hausierer konnten wir die Zeit kaum erwarten, bis er wieder einmal kam, ärger als auf den Kapu- ziner, der auch jeden Herbst kam, um zu sammeln. Ich glaube, Erdäpfel gab man ihm. Aber für uns war die Hauptsache das Ringlein, das man bekam, und wir haben den ganzen Tag gewartet mit sauber gewaschenen Händen. Aus dem Tirol kam auch alle Jahre eine Händlerin mit Strickwolle, und da gab es farbige, rote, blaue, geringelte und halt alles Mögliche. Man trug meistens selbstgestrickte Strümpfe. In der Schule lernte man Strümpfe stricken, Schürzen und Hemden machen und flicken, aber ja nicht sticken oder häkeln, nur einen Baumwollbletz hat man aufgeschnitten und mit ei- ner Naht wieder zusammengenäht, und das etwa sechs- bis siebenmal. Und so wurden uns die ver- schiedenen Stiche gezeigt. Auch 
einen Stramin- bletz durften wir machen, das war alles. Eine Klos- terfrau aus dem nahen Kloster kam alle acht Tage einen halben Tag. Man konnte dann die Arbeiten an der Prüfung zeigen. In die Schule ging ich noch ziemlich gern. Wir hatten einen weiten Weg. Wir gingen meistens durch den Wald. Da war es lustig und schön. Aber unser Lehrer (Alois Wohlwend hiess er) war schon ein armer. Er hatte allein mei- stens 40 bis 50 Schüler oder noch mehr und war im Unterschellenberg daheim. Er hatte selbst auch etwa sieben Kinder und eine kleine Landwirtschaft. Wir und alle anderen Leute hatten nur Petrollicht, 
BÄUERLICHES WOHNMUSEUM IN SCHELLENBERG NORBERT W. HASLER Totalansicht. Blick auf Unterschellen- berg, im Hintergrund das 1858 gegründete Kloster. Aufnahme um 1910/20 363
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.