Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

BÄUERLICHES WOHNMUSEUM IN SCHELLENBERG NORBERT W. HASLER Als das Haus Biedermann in den Jahren 1992/93 an seinen jetzigen Standort versetzt und am 29. Oktober 1993 eingeweiht worden war, wurde es durch Regierungsbeschluss in die Verwaltungs- kompetenz des Landesmuseums übergeben. Das Holzwohnhaus, das in seinen Anfängen in die Zeit des frühen 16. Jahrhunderts zurückreicht, in der Folgezeit mannigfache Umbauten und Erwei- terungen erfahren hatte, ist nun nach Abschluss der jüngsten Translozierungsarbeiten als bäuerliches Wohnmuseum eingerichtet worden. Es war von Anfang an die Absicht der Verantwortlichen, mit der Ausstattung in erster Linie die ursprüngliche Funktion der Räume zu zeigen. Das Haus mit sei- ner klaren Einteilung und der ablesbaren Architek- tur sowie der sparsamen Ausstattung soll dem interessierten Besucher einen Einblick in das klein- bäuerliche Leben, Wohnen und Arbeiten unserer Vorfahren um die Jahrhundertwende (ca. 1890 bis 1930) vermitteln. Dem Liechtensteinischen Landes- museum bot sich damit die einmalige Gelegenheit, einen zusammenhängenden Komplex, die kleinbäu- erliche Alltagswelt, in einer Ausstellung zeigen zu können. Die Objekte, Alltags- und Gebrauchsgegen- stände früherer Zeiten, leben in direktem Bezug zur Architektur ihrer angestammten Räume. Architek- tur und Ausstattung verschmelzen zu einem Ganzen, im Gegensatz zu einer nur additiven Objektschau und -ausstellung. Dem Besucher wird ein Bild vom einfachen, bescheidenen Leben unse- rer Grosseltern und Urgrosseltern, die in bewun- dernswerter Weise schwere und harte Zeiten ge- meistert haben, vermittelt. Der rasche Verlust an bäuerlichem Kulturgut in den letzten Jahrzehnten lässt es zudem geboten sein, ein Stück davon in die- ser Art und Weise zu erhalten. Peter Albertin meint zu Recht: «Ein Rundgang durch das Haus weckt vielschichtige Fragen, Ge- fühle und Erinnerungen. Die Offenheit, Schlichtheit und Echtheit des Hauses, die Spuren seiner Erbau- er und Bewohner lassen den besinnlichen Besu- cher verstummen und staunen. Die masslichen, wohlausgewogenen Räumlichkeiten laden ein zum Verweilen und Nachdenken ... Wo stehen wir heute mit unserer Entwicklung, unserem Fortschritt? ... 
Die Geschichte des Hauses ist auch ein Weg zu un- serer eigenen Geschichte. Verlassen wir das Objekt mit der bohrenden Frage nach dem Sinn unseres Lebens, unseres täglichen Tuns, unseres Woher und Wohin.»1 Am 10./11. September 1994, anlässlich der Tage des offenen Denkmals, stand das Schellenberger Wohnmuseum erstmals ausgestattet der Öffentlich- keit zur Besichtigung frei, ebenso an drei Wochen- enden im September und Oktober. Insgesamt konn- ten in diesen wenigen Tagen über 550 Besucher ge- zählt werden. Inskünftig wird das Haus Bieder- mann in Schellenberg von April bis Oktober jeweils am ersten und letzten Sonntag das Monats geöffnet sein. 1) Peter Albertin. Das «Biedermannhaus» bezeugt Geschichte und Geschichten, in: Translozierung des Schellenberger Holzwohnhauses Nr. 12, Vaduz 1993, S. 20. Das Haus Nr. 12 kurz nach der Translozierung an seinen neuen Standort oberhalb des Schellenber- ger Gemeindezentrums. 353
	        

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