Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

ARCHÄOLOGISCHE AUSWERTUNG Auf Grund der schwierigen Befundlage wurde eine 14C-Datierung vorgenommen.11 Verwendet wurde dazu ein Teil des linken Oberschenkels von Skelett 2. Die naturwissenschaftliche Bestimmung ergab ein Alter von 1185 ±55 Jahren BP, das heisst etwa um 800 n. Chr. Aus der Zeit des 8. und 9. Jahrhun- derts konnte im Ortsgebiet von Triesen bisher ar- chäologisch noch keine Besiedlung nachgewiesen werden. Rund um die Fundstelle an der Lindengasse wurden auf Grund zahlreicher Bau- und z. T. auch Grabungstätigkeiten seit der Mitte des letzten Jahr- hunderts immer wieder Hinterlassenschaften früherer Bewohner von Triesen entdeckt. So fand man hangabwärts ab 1862 beim Bau der «Alten Mühle» und bei verschiedenen Bodenbewegungen in unserem Jahrhundert Teile eines römerzeit- lichen Gebäudes.12 Die Funde datieren ins 2. und 3. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um Münzen (z. B. ein Antoninian des Kaisers Gallienus, 254-268 n. Chr.), Keramikfragmente, Ziegel und Gebäudereste. Östlich der Kapelle St. Mamerten konnten zudem bei den Strassenarbeiten in den Jahren 1932/33 Mauerreste mit Tubuli der Römer- zeit festgestellt werden.13 In einer Entfernung von etwa 120 Metern in südlicher Richtung zur Linden- gasse wurde 1933 in der Flur Plankabongert ein spätrömisches Körpergrab mit einer Zwiebelknopf- fibel und mit einem Tongefäss des 4. Jahrhunderts angeschnitten.14 Die Situation auf dem nahegelegenen Hügel,15 auf dem sich die St. Mamertenkapelle befindet, ist komplexer. Seit 1901 fanden dort immer wieder Grabungen statt.16 Dabei kamen ausser der Umfas- sungsmauer und den daran angegliederten Gebäu- deteilen auch Gräber zum Vorschein. Die Skelette wiesen keinerlei Beigaben auf und lassen sich da- her sehr schwer zeitlich einordnen. Einzig die Tat- sache, dass manche der Gräber von der Umfas- sungsmauer gestört werden, deutet auf einen älte- ren Bereich des Friedhofes hin. Schon Johann Bap- tist Büchel zog bei seinen Beobachtungen von 1901 den Schluss, dass die Fundsituation einzelner Grä-ber 
auf ein frühes Gründungsdatum der Kapelle und des Friedhofes hinweisen.17 Erwin Poeschel datiert aufgrund kunsthistorischer Überlegungen die Apsis und den Grundriss der Kapelle ins 1. Jahrtausend zurück.18 Abgesehen von einer Scheibenfibel, die bei der Grabung 1967/68 ent- deckt wurde, sind bisher keine Funde aus dem 8./9. Jahrhundert bekannt.19 Bei den beiden letzten Grabungskampagnen von 1967/6820 und 198521 konnten nur wenige Fundstücke geborgen werden. Es handelte sich dabei hauptsächlich um Keramik- fragmente, Werkzeuge und Waffen aus Eisen. Sie datieren vom 12./13. Jahrhundert bis in die frühe Neuzeit.22 Die Anfänge der Kapelle und des Fried- hofes, die möglicherweise bis ins Frühmittelalter (8./9. Jahrhundert) zurückreichen, lassen sich so- mit zur Zeit archäologisch noch nicht eindeutig bestimmen. Daher sind auch die Gräber um die Kapelle St. Mamerten, die sich sogar bis südlich über den Dorfbach hinaus erstrecken sollen23, beim derzeitigen Forschungsstand mit den Gräbern an der Lindengasse zeitlich nicht in Übereinstimmung zu bringen. Die beiden Bestattungen in der Lindengasse mit ihrer Datierung um 800 n. Chr. lassen noch einige Fragen offen. Die Art der Orientierung der Gräber ist ungewöhnlich. Im Laufe des Frühmittelalters wird in fast ganz Europa die Bevölkerung zum Christentum bekehrt. Dieser Prozess widerspiegelt sich dann archäologisch auch durch die meist ein- heitliche Ausrichtung der Gräber nach Osten. Die Nord-Süd-Orientierung24 der beiden Skelette von der Lindengasse lässt sich eventuell dadurch er- klären, dass sie parallel zum Hang bestattet wur- den. Für eine christliche Bestattungssitte würde die Beigabenlosigkeit sprechen. Es erhebt sich ferner die Frage, ob die beiden Gräber isoliert in diesem Bereich liegen, oder ob noch weitere vorhanden sind. Josef Büchel beschreibt in seiner Triesner Chronik,25 dass zu Be- ginn unseres Jahrhunderts bei Strassenarbeiten hinter der Mauer des Pestkappiles menschliche Knochen zum Vorschein gekommen seien. Ob diese zeitlich den beiden Gräbern an der Lindengasse entsprechen, die nur wenige Meter davon entfernt 242
	        

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