Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

AUSWAHL DER MERKMALE Die im Text aufgeführten Korpusbelege wurden ur- sprünglich in der phonetischen Umschrift, wie sie im SDS (Sprachatlas der Deutschen Schweiz) ver- wendet wird, geschrieben. Für die vorliegende ge- druckte Version habe ich aus Gründen der besse- ren Lesbarkeit die Dialektschrift von Eugen Dieth gewählt. Sie kommt für die Bedürfnisse dieser Ar- beit mit drei Sonderzeichen aus. Es sind dies [e], [ö] und [ö]. [e] steht für den offenen e-Laut, wie er in den Talmundarten in Wörtern wie nhd. Weg oder Speck üblich ist. Die Triesenberger haben hier den überoffenen e-Laut, der in der Dieth-Schreibung mit [ä] ausgedrückt wird. Es heisst in Triesenberg also [Wäg] und [Schpäck], im Tal jedoch [Weeg] und [Schpeck]. [ö] steht für den offenen o-Laut, wie er in den Talmundarten in Wörtern wie nhd. Kopf und Tor üblich ist. Die Triesenberger kennen hinge- gen nur den geschlossenen o-Laut, gleich wie das Hochdeutsche. Es heisst in Triesenberg also [Chopf] und [Tor], im Tal jedoch [Köpf] und [Töör]. [ö] steht für den offenen ö-Laut, wie er in den Talmundarten in Wörtern wie nhd. Köpfe und Knöpfe üblich ist. Gleich wie beim o-Laut kennen die Triesenberger auch hier nur die geschlossene Variante, wie sie im Hochdeutschen erscheint. In Triesenberg heisst es als [Chöpf] und [Chnöpf], während man im Tal [Köpf] und [Knöpf] sagt. Als Sprecher der Talmundart stammen die Lau- tungen der Vergleichswörter aus meinem eigenen Sprachwissen. Belegbeispiele aus der Sekundärliteratur wer- den unverändert übernommen. Mit einer Zahl hin- ter den Belegbeispielen wird auf den entsprechen- den Satz im Fragebogen verwiesen. QUELLEN Für die Mundart von Triesenberg liegt keine Orts- monographie vor, und auch die anderen Walser- mundarten der Davoser Gruppe sind (meines Wis- sens) noch nicht umfassend beschrieben worden. Aus diesem Grund kann die vorliegende Arbeit 
zum Sprachwandel keine Vollständigkeit in bezug auf die Erfassung aller sich im Wandel befindenden Merkmale bieten, sondern muss sich auf eine Aus- wahl typischer Phänomene beschränken, die in der Literatur genannt werden. Als wichtigste Quelle hierzu dienten zwei Aufsät- ze von Eugen Gabriel, in denen er typische Phä- nomene der Triesenberger Mundart bespricht.22 Gabriel erwähnt nur charakteristische Walser- merkmale sowie spezifisch triesenbergerische Erscheinungen, die sich jeweils deutlich von den Phänomenen der umliegenden liechtensteinischen Talgemeinden unterscheiden. Da Merkmale mit deutlichen Unterschieden zu den Nachbarmundar- ten besonders anfällig für Sprachwandel sind, darf vermutet werden, dass trotz der Beschränkung auf einige exklusive Erscheinungen ein wichtiger Teil der derzeit in Triesenberg ablaufenden Wandelvor- gänge erfasst werden kann. Vergleichend zu den Aufsätzen von Gabriel wurde die Arbeit des einheimischen Arthur Gass- ner zugezogen, die der Autor allerdings selbst als nicht-wissenschaftlich bezeichnet. Dennoch verhalf mir die Lektüre dieses Werkes zusätzlich zum Merkmal des zweiförmigen Verbalplurals (vgl. Merkmal 16), der bei Gabriel nicht genannt wird. Die grundlegende Studie Karl Bohnenbergers von 1913 über die Mundart der deutschen Walliser und die Grammatik für Südvorarlberg und Liech- tenstein von Leo Jutz aus dem Jahr 1925 enthalten nur spärliche Aussagen zur Triesenberger Mund- art, weshalb aus ihnen kein zusätzliches Material entnommen werden konnte.23 Ähnliches gilt auch für die Arbeiten von Hans Kreis und Paul Zinsli, welche ergänzend konsultiert wurden.24 Die Auswahl der Merkmale beschränkt sich auf die phonologische und morphologische Ebene, während auf Besonderheiten des Wortschatzes und der Syntax nicht eingegangen wird. Viele Belegbei- spiele konnten von Gabriel übernommen werden; er macht jedoch keine Angaben darüber, ob sich einige der Merkmale zur Zeit seiner Aufnahmen (in den sechziger Jahren) auch schon im Wandel be- fanden. Trotzdem sind diese Beispiele hilfreich, da sie Belege für die Basismundart darstellen. 20
	        

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