Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

stein finden wir die ersten Hinweise für Aufenthal- te Tuberkulosekranker in Höhenkurorten für Gaflei im Jahr 188618 und für Sücka im Jahr 1892.19 Dass Marxer dem Ruf nach Schruns dann trotz aller erfolgreich abgeschlossenen Vorbereitungen nicht folgte und in Rendern blieb, muss auf eine akute Verschlimmerung seiner Krankheit gerade zu jenem Zeitpunkt zurückzuführen sein. LANDTAGSABGEORDNETER Im Jahre 1882 wurde Dr. Peter Marxer im Alter von 32 Jahren in den Landtag gewählt und bei den Ru- reauwahlen zum Vizepräsidenten bestellt.20 Da zu dieser Zeit gerade der Rau des Arlberg- tunnels begonnen wurde, flammte auch die Dis- kussion um die Weiterführung der Rahnlinie von Schaan über Ralzers nach Sargans wieder auf. Mehrere Refürworter hatten sich zu einem «Eisen- bahnkomitee» zusammengeschlossen, das auf- grund der Interessenlage nur aus Oberländern be- stand. Es gehörten diesem Komitee auch die beiden Ärzte Dr. Rudolf und Dr. Albert Schädler an.21 In der Landtagsdiskussion vom 22. Sept. 1882 über die Eisenbahnfrage äusserte sich Dr. Marxer eher ablehnend: «Er sehe im ganzen vom ökono- mischen und moralischen Standpunkt aus für die bäuerliche Revölkerung wenig Vorteile».22 Der liechtensteinische Vorstoss in der Eisenbahnfrage scheiterte dann bekanntlich an der ablehnenden Haltung des österreichischen Handelsministeri- ums, das die kommerzielle Redeutung des Projek- tes für Österreich als zu unbedeutend einstufte. Nach Albert Schädler23 war auch der Rerater Fürst Johanns IL, Graf Westphalen24, ein Gegner des Eisenbahnprojektes und beeinflusste den Fürsten dementsprechend. In der Schluss-Sitzung der Landtagssession 1882 stellte Dr. Peter Marxer noch folgenden An- trag:25 «Der Landtag wolle beschliessen, es sei der Landesausschuss zu beauftragen, im Einverneh- men mit der hohen Regierung in Erwägung zu ziehen, ob und eine wie grosse Summe Geldes aus der Landeskassa zum Rehufe der Erbauung je ei-nes 
Armenhauses im Oberland und im Unterland bewilligt werden könnte, und hierüber dem Land- tage Rericht zu erstatten». Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Am Schluss dieser Sitzung wurde Dr. Marxer als Mitglied des Landes- ausschusses gewählt. Ebenso wurde er zum Rerichterstatter der Finanzkommission über die Landesrechnung 1882 bestellt.26 Die von Dr. Marxer aufgeworfene Frage nach der Finanzierbarkeit je eines Armenhauses im Oberland und im Unterland war im Grundsatz schon im Jahre 1869 vom Landtag entschieden worden, als dieser sich gegen eine Zentralisierung im Armenhauswesen und für den Rau von Gemein- dearmenhäusern ausgesprochen hatte. Das Pro- blem wurde dann im Zusammenhang mit der Frage der Errichtung eines «Landeshospitals» in Schaan in den Jahren 1884/85 wiederholt bespro- chen und auch Dr. Peter Marxer beteiligte sich noch im Jahre 1884 lebhaft an der Debatte, doch liess sich der Landtag von der einmal eingeschla- genen Richtung der Dezentralisierung nicht mehr abbringen.27 In der Landtagssitzung vom 13. März 1884 wurde die Abänderung der Strafgesetznovelle vom Jahre 1881 in einigen Punkten behandelt. Insbe- sondere ging es dabei um die Einführung von Er- leichterungen in Rechtsstreitigkeiten. Dabei äus- serte Dr. Marxer grosse Redenken gegen die Schaffung von Vermittlerämtern.28 Für die nächste Sitzung vom 5. April 1884 liess sich Dr. Marxer wegen Krankheit entschuldigen. Doch war er in der darauffolgenden Sitzung am 26. April wieder an- wesend und beteiligte sich lebhaft an der Debatte über das «Landeshospital». Er forderte vor allem, Regierung und Landesausschuss sollten sich be- züglich der Erwerbung eines Rauplatzes nicht an eine Gemeinde binden lassen.29 Diese Frage wurde jedoch zur Weiterbehandlung an den Landesau- schuss überwiesen und ihre Erledigung im Landtag erlebte Marxer nicht mehr. Er starb am 5. Juni 1885 im Alter von 35 Jahren an «chronischer Nie- renkrankheit und Tuberkulose».30 Mit bewun- dernswertem Gleichmut war er noch bis wenige Monate vor seinem Ende seinen beruflichen Pflich- 160
	        

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