Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1997) (94)

kann auch zornig werden. Der Zorn macht sich aber nicht in Worten Luft, sondern wie mir vor- kommt- in Thränen.» Nach weiteren fünf Monaten hat sich das Urteil dann geändert:67 «...Der Amts- gang ist viel schleppender, pedantischer, geisttöten- der... In der Amtsgebarung dieser beiden Landes- verweser zeigt sich der Unterschied zwischen einem nur Bureaukraten und einem praktischen Beamten, der selbstthätig, aus sich selbst heraus, aus eigener Initiative zu schaffen weiss, recht deut- lich. In der Maur ist der reinste Bureaukrat. Er ver- waltet nur, er wird wenig Neuerungen einführen.» In der Zeit, als diese brieflichen Charakterisie- rungen von In der Maurs erfolgten, befasste sich der Landesausschuss intensiv mit der Frage des Baues eines «Landeshospitals». Als Ergebnis die- ser Beratungen richtete der Vorsitzende des Lan- desausschusses, Dr. Albert Schädler, im März 1885 ein 8 Seiten langes Memorandum68 an die Fürstli- che Regierung. Von In der Maur war im Gegensatz zu seinem Vorgänger von Hausen kein Befürworter eines Spitalbaues. - «Er verwaltet nur, er wird wenig Neuerungen einführen». Diese Einstellung kam aber den Ansichten des Landesausschusses bzw. der Mehrheit des Landtags entgegen. Nach dem Landtagsbeschluss vom Jahre 1869, der auf eine Dezentralisierung des Armenwesens ausge- richtet war, hatten die Gemeinden Mauren, Schaan und Triesen eigene Armenhäuser gebaut. Diese stellten sich, mit der jeweils angeschlossenen Landwirtschaft und den billigen eigenen Arbeits- kräften - den Armen - finanziell nicht schlecht. Diese Armenhäuser beherbergten aber auch Pfleg- linge aus anderen Gemeinden, für welche gemein- sam festgelegte Pflegetaxen entrichtet wurden. Ein zentrales «Landeshospital» hätte aber mindestens einen Teil der pflegebedürftigen Armenhausinsas- sen übernehmen müssen. Daher schlägt Dr. Albert Schädler im Kommissionsbericht an den Landtag im September 1885 einen Kompromiss vor: «Durch Erstellung eines Landeshospitals würde den beste- henden drei Gemeindearmenhäusern ein bedeu- tender Ausfall erwachsen... Praktischer und besser wäre es, die bestehenden Gemeindearmenhäuser landschäftlich anzukaufen und dieselben unseren 
Bedürfnissen anzupassen. Die Zwecke, die ein Lan- desspital als separate Anstalt auf kostspieligem Weg bei uns verfolgen kann, können ebenso gut und für das Land viel billiger, Hand in Hand mit der Regelung des ganzen Armenwesens in den be- stehenden Anstalten nach Vornahme geringer Adaptierungen erreicht werden».69 Eine von Dr. Albert Schädler angelegte Tabelle7" gibt Aufschluss über die Zahl der «Armen und Geisteskranken», welche im Jahr 1885 in einer Armenanstalt oder in einem «Irrenhause» untergebracht waren: Gemeinde Arme Geistes-Jahres- kranke kosten Schaan 11 2679.- fl. Eschen 
13 2 1360- Vaduz 10 1 1350.- Triesen 9 1 990.- Mauren 
12 1 800.- Balzers 
10 1 750.- Gamprin 4 1 565.- Triesenberg 4 1 470.- Ruggell 4 450.- Planken 1 20.- Schellenberg 3 300.- Total 81 8 9734.- fl. Bemerkenswert an dieser Aufstellung sind die niedrigen Kosten, welche die «Armen und Irren» den Gemeinden verursachten. Aufgrund der von Dr. Albert Schädler angelegten Tabelle errechnen sie sich auf rund 150 fl. pro Person und Jahr! Als einzige «Adaptierungsmassnahme» beschloss der Landtag dann zwei Jahre später, die Kosten für 2 mechanische Krankenbetten für die Armenhäu- ser Schaan und Mauren zu übernehmen. Das vom Fürsten gespendete Kapital für einen «Hospital- bau» wurde in einem Wohltätigkeitsfonds angelegt. In der Landtagssitzung vom 28. Juni 189071 kam die Rede auf den geplanten Neubau eines Armen- hauses in Vaduz. Präsident Dr. Albert Schädler warf bei dieser Gelegenheit die Frage auf, ob nicht die Verstaatlichung des Armenwesens durch den Bau eines landschäftlichen Armenhauses gelöst werden könne, bevor die Gemeinde Vaduz ein Ar- menhaus erstelle. Für die Gemeinde Vaduz liess 124
	        

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