FRAUENARBEIT IN LIECHTENSTEIN 1924 BIS 1939 / DIENST- MÄDCHEN UND SERVIERTÖCHTER / CLAUDIA HEEB-FLECK Oben: Berta Allgäuer, geb. Bühler (1908-1957) mit einer Freundin in einem Genfer Park. Sie harrte trotz anhaltendem Heim- weh von 1925 bis 1933 als Dienstmädchen in Genf aus. Das Dienen und auch das Servieren galten als ideale Vorbereitung junger Frauen auf die zugedachte spätere Hausfrauenrolle. Mit diesem Argument for- derte man Frauen in der Zeitung auf, Dienstmäd- chenstellen anzunehmen oder Servierkurse zu be- suchen. Dabei scheint die
Arbeit der Dienstmädchen und der Serviertöchter vor allem mit derjenigen jun- ger Frauen in gutbürger- lichen Haushalten und gu- ten Hotels in der Schweiz assoziiert worden zu sein. Man glaubte wohl, dass Mädchen an solchen Stellen nicht nur «Dienen» und «Bedienen», sondern zusätzlich auch gute Um- gangsformen lernen wür- den. Im Einklang damit kehrten Liechtensteinerin- nen der einheimischen Hauswirtschaft den Rücken. Die Vorstellung der idealen Vorbereitung
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^irA. «.y«w /. <ßA-~* /%?***** w^Ay /'// *t;t/fi/ */' *** ./d>*rr*/j* t> . ' P^****^t auf die Hausfrauenrolle in Verbindung mit der Orien- tierung an «besseren» Stellen waren wohl haupt- sächlich für die erstaunlich positive Einstellung ver- antwortlich, die diesen «Mädchenberufen» in Liechtenstein trotz des für sie typischen extremen Ab- hängigkeitsverhältnisses entgegengebracht wurde. Ottilie Walser geb. Ritter (1913-1987) als Kinder- mädchen auf der Rigi, um 1934/35. Zu ihrem Entschluss, eine Stelle als Dienstmädchen anzunehmen, sagt Ottilie Walser: «Daheim hat man halt immer, wenn man aus der Schule heimgekom- men ist, im Haushalt helfen müssen. Ich bin die Älteste gewesen, der Jüngste war mehr als zehn Jahre jünger, da musste man Windeln waschen, auf die Kinder aufpassen, und da bin ich eigentlich fast lieber fortgegangen.» (siehe Interview auf Seite 110).
Aus dem Gesuch der Witwe J. Thüer, «Zum Rössle», Altstätten, an die liechtensteinische Wirtschaftskammer am 5. November 1929: «Wir bedürfen nämlich ein Dienstmädchen, am lieb- sten ein Bauernmädchen, ja nicht aus der Fabrik, ein einfaches, treues wil- liges, wenn möglich, ein in den Hausgeschäften bewandertes Mädchen im Alter von zirka 19-20 Jahren.» 25