DIE FUNDUMSTÄNDE Im Herbst 1990 wurde in der «Kela» im «Ruggel- ler Riet»
1, im Bereich des Steinbruchs «Lim- seneck», ein Regenrückhaltebecken angelegt. Bei den Bauarbeiten
wurden mehrere grössere Holz- stücke freigelegt.
2 Der Fund wurde der Liechten- steinischen Archäologie vom projektleitenden In- genieurbüro3 gemeldet. Die durchgeführte Über- prüfung vor Ort und die Gespräche mit der Bau- leitung ergaben, dass in einer Tiefe von ca. 3.30 Metern, in einer reinen Torfschicht liegend, zwei massive, mindestens sechs Meter lange, dunkel- braune Baumstämme und mehrere weniger grosse Hölzer mit dem Bagger ausgegraben wor- den waren. Die kleineren Stücke wurden mit dem Aushubmaterial abgeführt oder mit der Torferde in der Umgebung der Baustelle verteilt. Die bei- den grossen Stämme wurden bei der Fertigstel- lung des Wassersammlers vertikal in den Grund gerammt und ragten, nachdem das Wasser im Sammelbecken seinen geplanten Stand erreicht hatte, je circa einen Meter über die Wasserober- fläche
heraus. DIE BERGUNG UND NATURWISSEN- SCHAFTLICHE UNTERSUCHUNGEN Die umgehend veranlasste Bestimmung von kleine- ren herumliegenden Holzstücken ergab, dass es sich bei den Stämmen um Eichenhölzer handelt.
4 Eine erste Datierung nach der Radiocarbon-Metho- de5 liess des weiteren auf ein hohes Alter6 der Stämme schliessen. Da Eichenholzfunde in Moor- und Torfgebieten nicht gerade alltäglich sind, wur- de in Absprache mit dem Landesforstamt veran- lasst, dass die beiden in die Sohle des Sammel- beckens gerammten Baumstammfragmente wieder aus dem Boden gezogen und zur weiteren wissen- schaftlichen Untersuchung vorbereitet wurden. Mehrere aus den beiden Stämmen geschnittene Scheiben sollten zudem als Sammlungs-und Refe- renzstücke präpariert und konserviert werden. e- ben der genaueren dendrochronologischen Datie-DER
FUND VON EICHE STÄMMEN IM «RUGGELLER RIET» HANSJÖRG FROMMELT rung der Funde war es möglich, interessante Infor- mationen zur klimatologischen und ökologischen Entwicklung des «Ruggeller Rietes» und seiner Umgebung zu gewinnen. Somit konnte ein weiterer wichtiger Beitrag zur Erforschung des «Ruggeller Rietes» geleistet
werden.
7 In diesem Beitrag soll 1) Landeskoordinaten 759,045.0/233,845.0. Archäologie FL. Code Nr. 0612. 2) Mitteilungen über den Fund und die eingeleiteten Untersuchun- gen in Jahresbericht (1991). S. 220 und bei ßroggi (1993). S. 256. 3) Ingenieurbüro Sprenger
& Steiner AG. Triesen und Eschen. 4) Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Fritz Hans Schweingruber, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald. Schnee und Landschaft, Birmensdorll'ZH. 5) Die Radiocarbon-Methode (14C-Methode} liefert die absolute Datierung einer Probe. Sie kann nur für organische Materialien angewendet werden. Die Messung des Zerfalls des radioaktiven Kohlenstoffisotops
1•c ergibt die Datierung. 6) Die "(-Untersuchung der «Archeolabs» in St-Bonnet De Chava- gne in Frankreich ergab eine Datierung ins 3. Jahrtausend v.Chr. Untersuchungsprotokoll: Archeolabs RCf. ARC91/R1039C. 7) Ein Überblick über den Stand der Erforschung des Ruggeller Riedlandschaft in: Ruggeller Riet (1990). Die Ergebnisse zweier von der Liechtensteinischen Archäologie im Jahr 1990 in Riedlandschaf- ten des Liechtensteiner Unterlandes durchgeführter Pollenanalysen bei Merz (1995). Abb. 1: Christian Orcel bei der Probenentnahme im «Ruggeller Riet». 273