Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1995) (93)

Probleme waren auch in den angrenzenden öster- reichischen und schweizerischen Regionen gege- ben. In Vorarlberg, das durch den Krieg noch weit schlimmere Folgen zu tragen gehabt hatte, erklärte eine provisorische Landesversammlung am 3. No- vember die politische Selbständigkeit des Landes aufgrund des Selbstbestimmungsrechtes und bil- dete einen neunköpfigen Landrat. Gleichentags war der Waffenstillstand zwischen Österreich und Italien abgeschlossen worden. Gegen Ende des Mo- nats setzten die ersten Wahlversammlungen für Wilhelm Beck Friedrich Walser (1885-1936) (1870-1950) Landtagsabgeordneter Landtagsabgeordneter 1914-1928; 1932-1935 1906-1914; 1918-1922; Landtags-Vizepräsident 1930-1932 1919-1922 Landtags-Vizepräsident Landtagspräsident 1908-1914; 1918/19 1922-1928 Landtagspräsident 1919-1922 
den Anschluss Vorarlbergs an die Schweiz ein. Die Bewegung «Los von Wien» begann sich durchzu- setzen, und die Devise «Vorarlberg den Vorarlber- gern» wurde lautstark verkündet. Im Schweizer Rheintal wirkte sich der Landesgene- ralstreik aus, der vom 11. bis 14. November die Schweiz innenpolitisch dominierte. In Buchs kam es in diesen Tagen zu heftigen Auftritten des strei- kenden Bahnpersonals. Am frühen Morgen des 5. November war ein Bataillon von Zürich nach St. Margrethen verlegt worden mit dem Auftrag, «den Raum St. Margrethen/SG zu erreichen, um sich dort mit dem angestammten Regiment zu ver- einigen»". Beunruhigende Meldungen, nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und Österreich- Ungarn drohe in Vorarlberg ein Chaos auszubre- chen, hatten General Wille bewogen, diese Trup- penverschiebung vorzunehmen. In Deutschland begann mit dem Matrosenaufstand in Kiel am 3./4. November die aktive Opposition der Soldaten gegen den Krieg. Am 7. November brach in München die Revolution aus, die den Sturz der Wittelsbacher nach sich zog. Am 9. November verkündete Philipp Scheidemann in Berlin die Abdankung Kaiser Wilhelms II. und rief die deut- sche Republik aus. Am nächsten Tag floh Kaiser Wilhelm nach den Niederlanden; er dankte am 28. November ab. Bereits am 11. November war im Wald von Compiegne zwischen Deutschland und den Alliierten ein Waffenstillstand geschlossen worden. Österreich-Ungarn begann sich aufzulösen. Am 28. Oktober 1918 wurde in Prag die Tschechoslo- wakische Republik, am 12. November in Wien die Republik Deutsch-Österreich ausgerufen, am 16. November folgte Ungarn. Der Erste Weltkrieg führ- te in vier Kaiserreichen zur Auflösung der Monar- chie, nämlich in Deutschland, Russland, im Osma- nischen Reich und in Österreich-Ungarn. Es ent- stand eine Reihe von Nachfolgestaaten und Man- datsgebieten auf dem Territorium der alten Gross- reiche Österreich-Ungarn und Osmanisches Reich: Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Öster- reich, Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien so- wie Staaten im vorderen Orient. 192
	        

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