Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1995) (93)

- Fünftens zeigte sich, dass sich die Zentren der Veränderungsbewegung in den Oberländer Ge- meinden Balzers, Triesen und Triesenberg zu ent- wickeln begannen. - Sechstens waren Einflüsse von aussen (vorwie- gend aus der Schweiz) gegeben, vor allem was die Verstärkung der Volksrechte und die Verbesserung von Sozialleistungen anbelangte. - Siebtens wurde mit der Einführung des direkten und geheimen Wahlrechts (21. Januar 1918) eine wichtige Grundlage für die Entstehung von Par- teien geschaffen. Gesamthaft kann die Periode von 1914-1918 als eine vorbereitende Phase der Entwicklung des Par- teiwesens und die Verfassungsfrage von 1921 ge- sehen werden. Die Forderungen nach wesentlichen Reformen, die grundsätzliche Kritik an Bestehen- dem und die z. T. respektlosen Angriffe auf die Machtposition des Landesverwesers zeigten, dass inhaltliche Veränderungen kaum mehr zu umge- hen waren. Johann Baptist Büchel Albert Schädler (1853-1927) (1848-1922) Landtagsabgeordneter Landtagspräsident 1890-1906; 1918-1920 1882-1886; 1890-1919 
DIE LANDTAGSWAHLEN VON 1918 Eine entscheidende Änderung brachte die Ein- führung des direkten Wahlrechts durch das Gesetz vom 21. Januar 1918.2 § 1 dieses Gesetzes lautete: «Der Landtag zählt 15 Mitglieder. Drei derselben werden vom Landesfürsten aus der wahlfähigen Bevölkerung des Fürstentums ernannt, die übrigen aus derselben vom Volke gewählt.» Das direkte Wahlrecht bewirkte, dass im Wahlkampf zu den Landtagswahlen im März 1918 bedeutend mehr Einsatz und Eifer gezeigt wurde als bisher. In zahl- reichen Stellungnahmen, Wahlvorschlägen und Kommentaren wurden in den beiden Zeitungen eigene Meinungen angepriesen und gegnerische kritisiert, manchmal diskreditiert. Den einen warf man vor, sozialistisches Gedankengut zu vertreten, die anderen wurden mit dem Etikett «Herren- partei» versehen. Die Beck-Gruppe nannte sich seit anfangs März «Volkspartei», die Gleichgesinn- ten um Dr. Albert Schädler, Meinrad Ospelt und Dr. Eugen Nipp wurden als «Löwenpartei» be- zeichnet. Die Wahlergebnisse von 1918 können als Erfolg für die Volkspartei interpretiert werden. Sie stellte im Oberland fünf von sieben Abgeordneten. Die höch- ste erreichte Stimmenzahl eines Volksparteikandi- daten war um 216 Stimmen höher als die höchste von einem Vertreter der «Löwenpartei» erreichte Stimmenzahl.3 Der Volksparteiabgeordnete mit der niedrigsten Stimmenzahl hatte immer noch eine Stimme mehr als der mit höchster Zahl gewählte «Löwenpartei»-Vertreter. Man könnte in diesem Fall etwas sarkastisch formulieren: Der Löwen- anteil muss nicht immer den grösseren Anteil be- deuten. Für das Unterland kann keine eindeutige Aussage bezüglich der Zugehörigkeit der Kandidaten ge- macht werden, da diese z. T. von beiden Seiten un- terstützt worden waren. Als wichtiger Korrekturfaktor erwies sich nun das Recht des Fürsten, drei Abgeordnete zu ernennen. Er tat dies im April 1918 und entschied sich für den bischöflichen Landesvikar Kanonikus Johann Bap- tist Büchel, den fürstlichen Sanitätsrat Dr. Albert 190
	        

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