DER 7 NOVEMBER 1918 RUPERT QUADERER-VOGT Erweiterte Fassung des Vortrages vom 7. Novem- ber 1993 im Kapitelsaal in Bendern, veranstaltet vom Historischen Verein für das Fürstentum Liech- tenstein
VOKBKREITUNGSPHASE DIE LANDTAGSPERIODE 1914-1918 Schon die Landtagswahlen von 1914 hatten fri- schen Wind in die politische Landschaft Liechten- steins gebracht. Dr. Wilhelm Beck, mit 29 Jahren der jüngste Abgeordnete dieser Landtagsperiode, hatte zusammen mit seinen Gesinnungsgenossen1 die gegebenen Möglichkeiten voll ausgenutzt. In zahlreichen parlamentarischen Vorstössen, Motio- nen und Redegefechten hatten sie die bis anhin vorwiegend behäbige Routine des Landtags durch forsches, angriffiges, z.T. auch respektloses Verhal- ten verdrängt. Die Auseinandersetzungen erreich- ten krisenhafte Höhepunkte, wie z. B. in dem Kom- petenzstreit zwischen Regierung und Landesnot- standskommission. Zusammenfassend können für die Landtagsperiode 1914-1918 folgende Charakteristika festgehalten werden: - Erstens hielt eine Gruppe Einzug ins Parlament, die den verfassungsrechtlich gegebenen Freiraum voll ausnützte und eine aktivere und kontradiktori- sche Behandlung der anliegenden Fragen durch- setzte. - Zweitens bewirkte der enge Zusammenhalt der «Gruppe der Vier», dass von Parteien und Frak- tionsbildung im Landtag gesprochen wurde. - Drittens bahnte sich eine Polarisierung zwischen Regierungskommissär und den «etablierten» kon- servativen Kräften einerseits und der Gruppe um Dr. Beck andererseits an. - Viertens wurde durch die Gründung einer neuen Zeitung («Oberrheinische Nachrichten») eine Platt- form für oppositionelle Politik geschaffen. D Josef Brunhart, Architekt, und Albert Wolfinger, beide aus Balzers: Josef Sprenger, Schmied, aus Triesen. Den am 26. Dezember 1914 verstorbenen Josef Brunhart ersetzte Wendelin Kindle, Triesen. 189