Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1995) (93)

Bescheidenheit und natürlicher Würde hielt auch Herzog Albrecht den Kontakt zum bayerischen Volk. Die Beziehungen zur 1945 von Bayern ge- trennten Pfalz hielt er fest. Nach seinen Möglichkei- ten war Albrecht wie sein Vater Rupprecht stets ein grosszügiger Mäzen für Kirche, Wissenschaft und Kunst. In Erweiterung der generösen Stiftung sei- nes Urgrossvaters, des Maximilianeums in Mün- chen, auf weibliche Bewerberinnen zeigte Albrecht Weitsicht und Gespür für die Zeit. Der Sohn, Erb- prinz Franz (*1935), ist in den Fussstapfen des Va- ters ein zurückhaltender, aber wirksamer Reprä- sentant des Hauses Bayern - ein grosser Kunstken- ner und vielfältiger Förderer der Museen. Der zweite Bruder Max Emanuel (*1937) wurde 1965 durch Adoption Herzog in Bayern. Die Zwillings- schwestern, Prinzessin Gabriele und Prinzessin Charlotte, heirateten die Fürsten Georg von Wald- burg-Zeil und Paul von Quadt zu Wykradt und Isny. DIE HERZÖGE IN BAYERN Die Herzöge in Bayern stammen von Pfalzgraf Jo- hann Karl, dem Bruder Christians II. von Zwei- brücken-Birkenfeld ab - Johann Karl residierte im sog. «Fürstenhof» in der von Kurpfalz und Hanau, später Hessen-Kassel faktisch mediatisierten Reichsstadt Gelnhausen. Es war eine bescheidene Fürstenexistenz - die Konnubien des Hauses wei- sen auf Nebenlinien von Fürstenhäusern und Gra- fenhäusern hin. Von Johann Karls Kampf um das Erbrecht seiner Kinder aus zweiter Ehe war schon die Rede. Die Söhne spielten keine grössere politi- sche Rolle, wohl aber die Enkel. Der ältere, Karl Jo- hann Ludwig, wurde k.k. Generalmajor und starb 1789, der letzte lutherische Wittelsbacher; der jün- gere, Wilhelm (t 1837), wurde von Kurfürst Karl Theodor an seinen Mannheimer Hof gezogen - eine Rolle spielte dabei, dass selbst diese bescheidene Nebenlinie bei der geringen Zahl wittelsbachischer Prinzen eine echte Erbschaftschance auf die Pfalz und Bayern hatte. Karl Theodor bewegte Wilhelm 1769 zur Konver- sion zur katholischen Kirche; dieser distanzierte 
sich jedoch von Karl Theodors Tauschpolitik. 1780 heiratete er Maria Anna, die Schwester der zwei- brückischen Brüder Karl August und Max Josef. Karl Theodor wies ihm das alte Renaissance-Stadt- palais Herzog Ludwigs X. in Landshut als Residenz zu. Von dort aus vertrat er die Interessen des Hau- ses Zweibrücken; loyal gab er alle Informationen über Karl Theodors Tauschpläne an seinen Schwa- ger Max Josef weiter. Auch mit Montgelas hatte Wilhelm seit 1791 enge Beziehungen. 1799 beim Tode Karl Theodors eilte Wilhelm sofort nach Mün- chen, um die Regierungsgeschäfte noch vor dem Eintreffen Max' IV. Josef zu übernehmen. Dieser erhob ihn zum Dank noch im gleichen Jahr zum Herzog in Bayern. Im Oktober 1799 gelang es dem Geschick Wilhelms, den Vertrag von Gatschina ab- zuschliessen, mit dem Russland Bayerns Erhalt ga- rantierte. Seit 1803 zerbrach die enge Beziehung zu Max Josef, aber Wilhelm war noch von 1803 bis 1806 Statthalter im Herzogtum Berg. Wilhelms Tochter Elisabeth heiratete 1808 im poli- tischen Umfeld des bayerisch-französischen Bünd- nisses den Marschall Napoleons, Louis Alexandre Berthier, Fürsten von Wagram, Herzog von Neuf- chätel und Valengin, der sich 1815 nach der Nie- derlage Napoleons das Leben nahm. Wilhelm wähl- te das ehemalige Kloster Banz bei Bamberg zur Re- sidenz; angesichts der problematischen Persönlich- keit seines nervlich zerrütteten Sohnes Pius August (t 1837) überging Wilhelm diesen als Chef des Hauses und machte 1834 seinen Enkel Herzog Ma- ximilian zu seinem Nachfolger. Dieser hatte nach einer guten Erziehung 1828 Max Josefs jüngste Tochter Ludovika geheiratet. Als be- gabter, sprachgewandter und vielseitig interessier- ter Mann hatte er eine Neigung zu Kunst und Büchern, pflegte auch vielerlei Kontakte zu Künst- lern. Der sportliche Herzog war auch ein grosser Musikfreund, er sammelte Volkslieder und spielte die Zither. In jungen Jahren machte er grosse Rei- sen, die bis in den Orient führten. Das Fehlen hei- ratsfähiger Töchter in der königlichen Hauptlinie begünstigte die von der Herzogin Ludovika gern betriebene Heiratspolitik: die berühmteste Ehe wurde die Liebesheirat der Herzogin Elisabeth mit 184
	        

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