Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1995) (93)

DAS HAUS BAYERN - ZEHN JAHRHUNDERTE WITTELSBACHISCHE GESCHICHTE / VOLKER PRESS Politik. Als 1796 der französische General Moreau nach Bayern vorstiess, floh der Kurfürst nach Sach- sen. Die Regentschaft und die bayerischen Land- stände schlössen am 7. September den Waffenstill- stand von Pfaffenhofen mit dem Ziel eines Aus- gleichs mit Frankreich. Die dadurch beträchtlich aufgewertete Landschaft geriet in Bewegung und wurde zum Schauplatz von heftigen Debatten und Partizipationsforderungen. Der zurückgekehrte Kurfürst hatte sich selbst überlebt; doch wird die immer deutlichere Ablehnung durch die Münchner dieser «Proteus-Natur» (Franz Schnabel) nicht ge- recht. Eberhard Weis hat auf die Kontinuität von Max III. Josef über Karl Theodor zu Max IV. Josef von Pfalz-Zweibrücken hingewiesen, der nun vor der Türe stand und der erste bayerische König werden sollte. DAS HAUS PFALZ-ZWEIBRÜCKEN - KÖNIGE VON SCHWEDEN UND VON BAYERN Mit Kurfürst Max Josef war 1799 das Haus Pfalz- Zweibrücken zur Regierung gekommen, die letzte überlebende Nebenlinie. Pfalzgraf Wolfgang hatte 1557 das Fürstentum Neuburg dazugewonnen, das für die Nachfahren seines ältesten Sohnes Philipp Ludwig Ausgangspunkt ihres glanzvollen Aufstiegs gewesen war. Sehr viel schlechter sah es für das Fürstentum Pfalz-Zweibrücken des Zweitgebore- nen, Pfalzgraf Johann I. (1569-1604), aus, der Wolfgang dort 1569 folgte, denn auf dieses Territo- rium wurden die alten Schulden Ottheinrichs und Wolfgangs abgewälzt. Auch die Gründung einer zweibrückischen Landschaft konnte das Problem nicht lösen, so dass das Land lange unter dem Druck eines drohenden Bankrotts stand. Johann I. sollte überdies den jüngeren Bruder Karl mitver- sorgen. Sein Grossvater Ludwig war der erste Lu- theraner unter den Wittelsbachern gewesen, doch ging Johann I. im Sog der Kurpfalz zum reformier- ten Bekenntnis über, was ihn in einen scharfen Ge- gensatz zu seinem Bruder Philipp Ludwig von Neu- burg brachte. Sein Sohn Johann II. (1604-1635) übernahm 1610-1614 die Administration der Kur-pfalz 
- vergebens versuchte er sein Territorium aus der Katastrophe des Dreissigjährigen Krieges zu retten, der das Fürstentum dann besonders schwer in Mitleidenschaft zog. Unter Johanns II. Sohn Friedrich (1635-1661) musste der Hof man- gels Einkünften geradezu um sein Überleben ban- gen. Der Wiederaufbau des schwer zerstörten und entvölkerten Landes erwies sich als besonders schwierig. Johann I. hatte neben seinem Nachfolger als Lan- desherrn, Johann IL, die beiden jüngeren Söhne Friedrich Casimir (1611-1645) und Johann Casimir (1611-1652) mit Landsberg bzw. Kleeburg apana- giert. Friedrich Casimirs Sohn Friedrich Ludwig (1645-1681) war 1661 im Herzogtum Zweibrücken nachgefolgt. Mit ihm starb das Haus Zweibrücken- Landsberg 1681 aus. Eine grosse Karriere machte der dritte Sohn Johanns I., Johann Casimir - er heiratete 1615 Katharina, die Schwester König Gu- stav Adolfs von Schweden. Dadurch entstand eine enge Beziehung, die dem Pfalzgrafen erheblichen Einfluss auf den Schwedenkönig eröffnete; dieser übertrug 1630 dem Kleeburger sogar die Vormund- schaft über seine Tochter Christine während seiner eigenen Abwesenheit; Johann Casimirs Sohn Karl Gustav galt lange als Favorit für die Hand der Thronerbin; doch die eigenwillige Christine dankte 1654 ab, konvertierte und führte danach ein exzen- trisches Leben. Dafür bestieg der Pfalzgraf von Kleeburg als Karl X. Gustav 1654 (- 1660) den schwedischen Thron und eröffnete damit, bezieht man Königin Ulrike Eleo- nore ein, Schwedens wittelsbachisches Jahrhun- dert. Mit Gustav Adolf war Schweden zu einer eu- ropäischen Grossmacht geworden. Pfalzgraf Karl Gustav hatte eine militärische Karriere in der kö- niglich schwedischen Armee gemacht und wurde kurz vor Ende des Dreissigjährigen Krieges ihr Ge- neralissimus; 1650 vertat er Schweden auf dem Nürnberger Exekutionstag, der die Folgeprobleme des Dreissigjährigen Krieges regelte. 1654 König, griff der kriegerische Fürst bereits 1655 Polen an, um dessen innere Schwierigkeiten auszunützen und die Vorherrschaft an der Ostsee endgültig zu sichern. Er überrannte Polen in wenigen Wochen 169
	        

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