F: Keine Reklamationen, wenn Sie nachmittags geschlos- sen hatten? A: Am Nachmittag ist im Laden weniger gelaufen. Erst wieder am Abend und da ist man wieder daheim ge- wesen. F: Schlössen Sie abends immer um 19 Uhr? Oder kamen Kundinnen teils auch noch später? A: Ja, wenn sie halt noch etwas wollten. Vielfach sind schon noch am Abend Leute gekommen. F: Wann haben Sie zu Abend gegessen? A: Ziemlich früh, schon um halb sieben Uhr. Wenn je- mand in den Laden kam, musste man eben aufstehen. F: Was haben Sie nach Ladenschluss gemacht? A: Ich werde halt mit den Kindern Arbeit gehabt haben. Und dann musste ich noch die Küche machen. Allerlei wird man noch zu tun gehabt haben - mit den Windeln, mit der Wäsche. Ins Bett bin ich um halb zehn Uhr. F: Bis dann haben Sie gearbeitet? A: Eine Weile ausgeruht werde ich schon haben. Noch et- was in die Stube gesessen! F: Hatten Sie sonntags immer geschlossen? A-. Ja, ja. F: Sind sonntags nie Leute gekommen, die noch etwas einkaufen wollten? A: Manchmal schon, eine Kleinigkeit. F: Freizeit am Sonntag? A: Da sind wir spazieren gegangen. Mein Mann ist dann mit Freunden in die Wirtschaft. Und ich bin mit einer Freundin spazieren oder so. F: Ab wann haben Ihre Kinder im Laden mitgeholfen? A: Die Mädchen mussten schon sehr früh helfen. F: Die Buben nicht? A: Nein, die Buben waren nicht im Laden. Die haben in der Landwirtschaft geholfen und später sind sie dann in eine Lehre. F: Und die Mädchen? A: Die eine ist nach Feldkirch in die Schule und danach musste sie verdienen gehen. Die andere hat daheim ge- holfen. F: Gab es zum Beispiel in Schaan Läden, in denen Ver- käuferinnen angestellt waren? A: Weniger. Es waren meist Familienangehörige. F: Soziale Absicherung? Waren Sie in einer Kranken- kasse? A: Ja, das habe ich gehabt. Da hat mich der Vater ange- meldet - soviel ich weiss. F: Wie war das Prestige von Händlerinnen? Im Vergleich zu Fabrikarbeiterinnen, Dienstmädchen oder Bäuerin- nen? A: Das war gleich. Da hat man nicht darüber nach- studiert. F: Haben Sie nicht das Gefühl gehabt, dass Sie es besser haben als eine Frau, die in die Fabrik gehen musste oder in einen Dienst?
A: Doch, das schon. F: Was für einen Stellenwert, welche Bedeutung hatte der Laden für Sie? A: Er war mir schon wichtig, vor allem, weil ich den Laden von den Eltern geerbt hatte. Manchmal ist es mir aber verleidet. Da hab ich wirklich genug gehabt! F: Stand der Laden im Vordergrund oder der Haushalt? A: Schon der Laden. - Ich musste mich schon wehren, «auf Tod und Leben». Überall viel Arbeit! F: Haben Sie den Haushalt alleine gemacht? A: Ja. Später, als die Kinder kamen, haben wir schon eine Magd gehabt. Die Magd hat dann vor allem den Haushalt gemacht - zu den Kindern geschaut, gewaschen und ge- bügelt - und ich den Laden. Manchmal musste sie aber auch im Laden einspringen oder aufs Feld. F: Wohnte die Magd bei Ihnen? A: Ja. Vorarlberger-Mädchen haben wir gehabt. Einmal sogar ein deutsches. F: Keine Liechtensteinerinnen? A: Doch auch. Einmal eine aus dem Unterland, aus Schel- lenberg. - Die Löhne waren damals sehr niedrig. 30 Fran- ken im Monat! F: Arbeiteten Sie lieber im Haushalt oder lieber im La- den? A: Ich habe alles machen müssen. Mich hat niemand ge- fragt, was ich lieber machen würde und was nicht. - Ich habe liebe Leute im Laden gehabt, gute Kundschaft. Manchmal hat man ein bisschen erzählt, halt so die Ta- gesgeschichten, was so im Dorf gelaufen ist. F: Waren Sie mit Ihrer Arbeit, mit Ihrer Lebenssituation zufrieden? A: Ich bin zufrieden gewesen. Was sollte ich auch ma- chen? F: Haben Sie sich nie etwas anderes gewünscht? Zum Beispiel eine andere Arbeit, einen anderen Beruf? A: Es ist mir, glaube ich, gar nichts anderes in den Sinn gekommen. Wir haben viel Arbeit gehabt und die Zeit ist schnell vergangen! F: Wann haben Sie den Laden aufgegeben? A: 1975/76. Später sind dann halt alle nach Buchs ins Mi- gros gegangen oder sonst in Grossgeschäfte, wie zum Bei- spiel den Rheinberger in Schaan. 122