Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

heizt, andererseits wurden längs der Innenseite der Blockwände Ziegelwände aufgeführt. Im Souterrain befindet sich die Wohnung des Haus- besorgers, im Hochparterre die des Beneficianten und in der Mansarde ein Gastzimmer nebst einem Dienerzimmer. Die Gesamtbaukosten dieses Hauses betragen 10 000 fl.»136 Baubeginn für das «Priesterhaus» neben der Pfarr- kirche (heutiger Pfarrhof) war 1896. (Faltprospekt «Pfarrkirche zur Hl. Familie») Aus einem der wenigen zur Verfügung stehenden Briefe Neumanns (Schreiben an Fürst Johann II. vom 16. 11., vermutlich, da unleserlich, 1896) lässt sich entnehmen: «Das Beneficiatenhaus am Semmering ist Aussen fast fertiggestellt, das Innere wird erst im kommen- den Frühjahre hergestellt werden. Bei diesem Hau- se habe ich den Versuch mit einer Bemalung des Holzes Aussen, nach alten Motiven aus Tirol ge- macht, damit einmal eine Abwechslung bei den schon bereits erbauten Holzbauten am Semmering eintritt. Als Pflanzen-Motive wurden die Kirchen- blumen wie: die Passionsblume, die Lilie, die Wein- ranke, die Rose u.s.w. in Verwendung gebracht. Die Arbeiten wurden unter meiner persönlichen Lei- tung durch Maler des rumänischen Hofmalers Kott ausgeführt, selbe Malereien sind mit wetterfesten Farben hergestellt. . .»137 Die Kapelle und das Beneficiatenhaus muss im Zu- sammenhang mit der grossbürgerlichen, teils libe- ralen und auch intellektuellen Atmosphäre des an- grenzenden Grandhotels «Panhans» gesehen wer- den, dessen erster Teil bereits 1888 errichtet wur- de. Dadurch wird die Diskrepanz zwischen realer Welt und «gebauter Wunschvorstellung» noch grösser. Der Kirchenbau ist eine verkleinerte gros- se Kirche, bei der verschiedene Elemente zur Mi- niature wurden. Die Anlage ist keine Kapelle, wie es dem Gebäude hinsichtlich Kubatur und Bedeu- tung entsprochen hätte, sondern eine kleine Stadt- pfarrkirche. Verschiedene Bauteile, wie die Ein- gangspartie, sind im Vergleich zu gross, andere wurden aus gestalterischen Gründen soweit ver- kleinert, dass es grotesk wird, wie zum Beispiel die 
Aussentüre zum Emporenaufgang, welche einem zehnjährigen Kind angemessen wäre, von erwach- senen Menschen hingegen nur gebeugt quer durch- schloffen werden kann. WASSERHEILANSTALT SEMMERING - «MARIENHOF», 1896 Mario Schwarz schreibt im Katalog «Die Erobe- rung der Landschaft»: «Als erste Kuranstalt auf dem Semmering erbaute 1896 die in Gloggnitz an- sässige Familie Wellspacher im Haidbachgraben die Wasseranstalt <Marienhof>. Der aus dem <Cur- haus>, der <Meierei>, mehreren Pavillons und einer <Electrischen Station) bestehende Gebäudekomplex umfasste neben den für die Heilbehandlung erfor- derlichen Räumlichkeiten auch Billard-, Musik- und Lesezimmer sowie Spielplätze. Die Entwürfe lieferte Architekt Gustav von Neumann (1859 bis 1928). Bei der stilistischen Gestaltung hielt sich Gu- stav von Neumann an den von seinem Bruder Franz propagierten <Semmeringstil>. Die Gebäude sind breit gelagert und besitzen mässig geneigte Satteldächer sowie umlaufende Balkongalerien. Für das Erscheinungsbild wesentlich ist die Her- stellung der Obergeschosse in Zimmermannsarbeit mit reichen Verzierungen im <Heimatstil>. Die mei- sterhafte Plangrafik weist Gustav von Neumann als hervorragenden Schüler der Wiener Akademie der bildenden Künste unter Friedrich von Schmidt aus.»138 136) Der Architekt. Nr. 4 (1898), S. 23. 137) HALW. 138) Schwarz, Mario: Wasserheilanstalt Semmering. In: Kos. S. 310. 360
	        

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