Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

GUSTAV RITTER VON NEUMANN FLORIN FRICK Bauten auf dem Semmering Der Semmering ist ein Pass zwischen Niederöster- reich und der Steiermark. Dieses Gebiet lag im Be- reich des fürstlichen Gutes Schottwien mit Seeben- stein, welches eine Gesamtfläche von 3460 ha bzw. 34,6 km2 umfasste. Entsprechend der hügeligen bis gebirgigen Lage (ca. 1000 m Seehöhe) wurde die Region vornehmlich für Forstwirtschaft und Jagd genutzt. Der Ausbau der Südbahnstrecke zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag durch Carl Ritter von Ghega, 1848 bis 54, erschloss den Semmering mit der Eisenbahn. Die Art der Linienführung, die Ar- chitektur der Brücken und Viadukte wie auch de- ren Integration in die Landschaft gilt auch nach heutigem Landschaftsverständnis als eine der gros- sen Leistungen der Ingenieurskunst. Durch den Bahnbau und die Nähe zur Grossstadt Wien wurde aus der nur mit einigen Meiereien besiedelten Waldgegend ein mondänes Kurgebiet, in dem be- reits zur Jahrhundertwende viele Adelige und Wirt- schaftsmagnaten ihren Zweitwohnsitz nahmen. Daneben entwickelte sich eine luxuriöse Hotellerie (Panhans, Südbahnhotel). In der goldenen Aera, die mit dem Zweiten Weltkrieg endete, hatte der Semmering Weltrang wie z.B. St. Moritz und einen entsprechenden Kreis an Gästen. Kaiser Karl lernte dort skifahren, Josephine Baker fuhr auf dem Sem- mering Schlitten, aber auch Künstler von Gerhart Hauptmann über Franz Werfel, Egon Friedell, Oskar Kokoschka und Adolf Loos bis zu Peter Al- tenberg, genossen dort regelmässig die Sommer- frische. Gustav von Neumann dürfte mehrere Objekte auf dem Semmering errichtet haben. Ebenso sein Bru- der Franz, der noch kurz vor seinem Tod am 22. November 1904 vor der Fachgruppe für Archi- tektur und Hochbau des Österreichischen Ingeni- eur- und Architektenvereins einen Vortrag mit dem Thema «Projekt für eine Kuranstalt am Semme- ring» hielt, in dem Vergleiche mit Davos gezogen wurden. «Da war der prominente Wiener Architekt Franz Ritter von Neumann, der zahlreiche der typischen Villen im Heimatstil am Waldhang unter dem Hochweg erbaute und am Wiener Markt verkaufte. Neumann, der auch im Gemeindeausschuss war, 
galt als entscheidende Autorität in Fragen der Orts- entwicklung. Auf ihn geht jene spezielle Bauord- nung zurück, die den Semmering zum <Villenbe- zirk> erklärte und nur Verbauungen im Cottage-Stil zuliess.»130 Von den Bauten Franz von Neumanns am Semmering sind die Villa Leibenfrost (ca. 1899) und die Villa Bittner (ca. 1895) bekannt. 127) Brief Neumanns an Fürst Johann II. vom 10. 2. 1911. HALW. 128) Höss, Abb. S. 257. 129) a.a.O., Abb. S. 261. 130) Kos, Wolfgang: Die Gründerzeit. In: Das Panhans - Aus dem Leben eines grossen Hotels. Wien, 1988, S. 39. Grandhotel Panhans auf dem Semmering, 1914 355
	        

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