Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

GUSTAV RITTER VON NEUMANN FLORIN FRICK Einleitung Vor rund zehn Jahren begann ich im Rahmen der Neugestaltung der Fürst Johann-Jubiläums-Kirche Balzers Nachforschungen über deren Architekten, Gustav Ritter von Neumann, anzustellen. Eine sol- che Grundlagenerhebung ist für jede seriöse Arbeit an einem bestehenden Gebäude erforderlich. Der Weg führte in das Wien des ausgehenden 19. Jahr- hunderts und endete in einer Auseinandersetzung mit dem Historismus an sich. Dieser Beitrag ist auf Grund seines Werdegangs keine wissenschaftliche Arbeit im klassischen Sinne, sondern eher eine Sammlung von Fragmenten. Nach Möglichkeit ent- halte ich mich daher eines Kommentars und versu- che, Zusammenhänge anhand von Originalzitaten zu vermitteln. Die vorliegende Arbeit befasst sich bewusst nicht eingehend mit den Bauten Neumanns in Liechten- stein, da dies zum Teil bereits geschehen ist und überdies den Rahmen sprengen würde. Vielmehr sollen die Hintergründe, die in Liechtenstein un- bekannten Arbeiten Neumanns und die geistige Kulisse beleuchtet werden. Übertrieben gesagt - Übertreibung ist ein wesentliches Stilmittel des Historismus - soll hiermit geholfen werden, die für Liechtenstein damals wie heute «exotischen» Bau- ten des Wiener Historismus einzuordnen. Die Arbeit kann zum Verständnis beitragen, dass diese Gebäude ihre Bedeutung in erster Linie durch ihre Zweckbestimmung (Pfarrkirchen, Regierungs- gebäude) und nicht unbedingt durch ihre für liech- tensteinische Verhältnisse prächtige, jedoch unge- wohnte und daher meist überschätzte Architektur erhalten haben. Ziel ist keine Verunglimpfung die- ser Bauten, sondern eine Gegenüberstellung mit Gleichartigem, Vergleichbarem. Das Werk Neu- manns nimmt auch heute noch eine sehr wichtige Rolle in der Architektur des Fürstentums ein. Kein anderer Architekt hat so viele und so repräsenta- tive Bauten in Liechtenstein errichtet (das Regie- rungsgebäude sowie die Pfarrkirchen in Ruggell, Schaan und Balzers). Der Beitrag beinhaltet weder eine umfassende Be- schreibung des Lebens und Werks Gustav von Neu- manns - hierzu sind die verfügbaren Angaben zu unvollständig - noch eine Abhandlung über den 
«Historismus». Der Artikel ist eine architektur- historische Skizze, die zur Auseinandersetzung mit der Architektur der Jahrhundertwende wie auch jener von heute am Beispiel eines Architekten und dessen Werks beitragen soll. Bei der Auswahl der Texte wie auch der Abbildun- gen wurde nach Möglichkeit historischen Doku- menten der Vorzug gegeben, da diese die herr- schende Geisteshaltung am besten zum Ausdruck bringen. Ausserdem zeigen die bildlichen Darstel- lungen den Originalzustand der Bauten, da gerade die Kirchenbauten mittlerweile im Inneren zum grössten Teil umgestaltet wurden. 295
	        

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