Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

Der Fund von 
Vaduz 7 macht noch mit aller Deut- lichkeit die bedeutende Rolle des Florentiner Gul- dens und seiner Nachprägungen bewusst. Nach etwa 1380 trat jedoch eine dieser Nachprägungen in nunmehr eigenständiger Form, der rheinische Goldgulden (als Oberbegriff für die Gulden von Köln, Mainz und Trier sowie der Kurpfalz), in den Vordergrund;127 im 15. Jahrhundert war er im Bo- denseegebiet bereits zum nahezu einzigen Zah- lungsmittel in Gold geworden. In verschiedenen Einzelfunden schlägt sich dessen wichtige Stellung nieder. Ausser einem Goldgulden der Reichsmünzstätte Nürnberg von 1414/19 im Schatzfund von 
Schellenberg 6 und einem Ecu d'or des französischen Königs Charles VI, VII oder VIII (1380-1498) in 
Bludenz 34 sind nur Prägungen der Kurpfalz 
(Triesen 24, Abb. 10 e; 
Götzis 40, Abb. 10 f) und des Erzbistums Köln 
(Feldkirch 39 2 Ex., Abb. 10 g; 
Sevelen 49) zu verzeichnen. Erst im 16. Jahrhundert lösen andere Goldmünzen, in der Schweiz vor allem die französische Sonnen- krone, den rheinischen Goldgulden als Oberwäh- rung ab.128 SPÄTMITTELALTERLICHE MÜNZVIELFALT DER MÜNZSCHATZFUND VOM SCHELLENBERGER WALD (1930/31), VERGRABEN NACH 1460 Was der Schatzfund von 
Vaduz 7 an Einblicken in den Geldumlauf des 14. Jahrhunderts eröffnet, bie- tet der Schatzfund von 
Schellenberg12'' 6 in noch stärkerem Masse für das 15. Jahrhundert. Er ist ein ungewöhnlich vielfältiger Mischfund, der Gold- münzen, grössere und kleinere Silbermünzen so- wie Kleingeld (fast ausschliesslich einseitige Pfen- nige) verschiedenster Herkunft enthält. Das Hauptgewicht liegt auf den grösseren und kleineren Silbermünzen: den Schillingnominalen (Plappart, Grosso, Pegione), den Groschen im Wert von IV2 bis 2 Schillingen und den ungefähr halb-schillingwertigen 
Silbermünzen wie Kreuzer und Sesino, wie die Aufstellung verdeutlicht: Gold Plapparte und Schillinge Grossi und Pegioni Groschen und Turnosen übrige Silbermünzen - Sesini - Kreuzer - Vierer - andere Pfennige Insgesamt 
1 Ex. 61 Ex. 174 Ex. 77 Ex. 138 Ex. 34 Ex. 95 Ex. 9 Ex. 2 Ex. 140 Ex. 591 Ex. Die Pfennige machen zwar rund 25 % der Fund- menge, aber nur 4,5 % des Zahlungswertes der Münzen aus, damit etwas weniger als die einzige Goldmünze, ein Gulden der Reichsmünzstätte Nürnberg, der gut 5 % der Wertsumme verkörpert (bei 0,2 % des Mengenanteils). Hingegen bestehen 52 % des Fundinhalts aus grösseren Silbermünzen; sie enthalten rund 70 % des Zahlungswertes.130 Im Fund von Schellenberg ist eine grosse Anzahl von Münzstätten vertreten, vor allem unter den Schillingen und Plapparten sowie den Pfennigen. Die Schillinge und die etwas höherwertigen Plap- parte - der Unterschied beträgt 3-4 Haller bzw. 1-2 Angster131 - stammen aus den süddeutsch- schweizerischen Prägestätten Basel (Abb. 11 a), Bern und Zürich (Abb. 11 b) sowie Konstanz, Über- lingen, Ravensburg, Ulm, Stuttgart und Nürnberg. Die ihnen etwa gleichwertigen oberitalienischen Grossi und Pegioni - in Münztarifen des 14./ 15. Jahrhunderts als Plapparte bezeichnet und be- wertet - kommen zur Hauptsache aus Mailand (155 Ex.) sowie aus Pavia (13 Ex.)132 und Venedig (Grossone, Grossetto, zusammen 6 Ex.). Aus den lothringisch'en Münzstätten Nancy (Abb. 11 c) und St. Michel stammen die vier Tour- 127) Dazu jetzt Klein, Ulrich: Vom Floren zum rheinischen Gulden. Die ikonographische Verselbständigung der deutschen Goldprägung 226
	        

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