Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

Spektrum des Geldumlaufs.14 Sie haben für sich ge- sehen wenig Aussagewert; erst die systematische Zusammenstellung in grösserer Zahl macht sie zu wichtigen Ergänzungen sowohl der Schatzfunde als auch der Grabungsfunde. VORAUSSETZUNGEN ZUR KULTURGEOGRAPHIE DES ALPENRHEIN- TALS IM MITTELALTER Bis zu den Korrektionen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts war das Leben im Alpenrheintal vollständig vom Rhein bestimmt. Der Fluss war die Lebensader, wegen seiner Unberechenbarkeit aber auch die Hauptbedrohung für die Talbewohner. Der Rhein bahnte sich seinen Lauf aber nicht ganz frei: Der wesentlich stärkere rechtsrheinische Zu- fluss (durch die III bei Feldkirch, den Frutzbach bei Koblach sowie die Dornbirner und Bregenzer Ach) drängte den Flusslauf an die linke Talseite.15 Das rechte Ufer war durch die Schwemmkegel der Zuflüsse etwas erhöht und besser gegen Hochwas- ser geschützt, während die Ebene im Mittelalter durch Flussauen sowie eine Vielzahl von Feuchtge- bieten bestimmt wurde, die der Bewirtschaftung und dem Verkehr entzogen waren. Im unteren Teil existierten im St. Galler Rheintal noch grössere Flachseen, so unterhalb von Oberriet das spätere Isenriet und zwischen Kriessern und Widnau der Krummensee.16 Ackerland in der Nähe des Rheins gewann man erst im 19. Jahrhundert mit der fort- schreitenden Flussregulierung.17 ZUR VERKEHRS- UND SIEDLUNGSGESCHICHTE Das Alpenrheintal befand sich seit jeher in einer natürlichen Transitlage; es wurde von wichtigen Transversalen von Norden nach Süden, aber auch von Westen nach Osten durchzogen. Man hat es deshalb auch als «Weglandschaft» charakteri- siert.18 
In römischer Zeit verband das Alpenrheintal die Grenzregionen am Limes mit Oberitalien. Die Hauptroute verlief auf der rechten Talseite von Bre- genz über Rankweil, Schaan und Balzers über die Luzisteig nach Maienfeld und Chur.19 Im Mittelalter blieben der rechtsrheinische Haupt- strang und die linksrheinische Variante im wesent- lichen bestehen; der Verlauf des üblichen Handels- weges mit den Zoll- und Suststellen wird in zwei Abgabenverzeichnissen von 1388 und 1390 genau beschrieben.20 Danach ging die Hauptroute von Chur über Zizers, Maienfeld und die Luzisteig nach Balzers und Vaduz; bei Schaan wurde der Rhein auf einer Fähre überquert, und der Weg setzte sich auf der linken Talseite nach Werdenberg und Blat- ten Richtung Rheineck fort. Zwischen Chur und Rheineck befanden sich sechs Zollstellen (Chur, Maienfeld, Balzers, Vaduz, Werdenberg und Rhein- eck), acht Mal musste Sustgeld entrichtet werden.21 Bis zur Erbauung der Tardisbrücke bei Landquart 1529 gab es im Alpenrheintal keinen trockenen Flussübergang,22 doch ermöglichten Fähren bei Maienfeld, Ragaz, Schaan, Ruggell/Haag und Blat- ten die Überquerung des Rheins.23 Die Verbindung führte von Konstanz und Süd- deutschland her nach Süden zu den Bündner Päs- sen, von denen seit der Karolingerzeit vor allem Splügen, San Bernardino und Lukmanier - neben der schon in römischer Zeit begangenen Route über Julier und Maloja bzw. Septimer - benutzt wurden.24 Seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts gewann neu die westöstliche Verbindung ab Feld- kirch über den Arlberg an Bedeutung;25 sie wurde von den Grafen von Montfort nachhaltig gefördert. Der ungebändigte Rhein liess Siedlungen in der Talebene nur beschränkt zu;26 wir finden sie des- halb vornehmlich in überschwemmungssicheren Randzonen oder am Fuss der verschiedenen Insel- berge (Montlingerberg mit Montlingen, Liebfrauen- berg bei Rankweil, Schellenberg und Eschnerberg mit Bendern, Eschen und Mauren, Gutenberg und Runder Büchel bei Balzers), die alle schon in prähi- storischer Zeit besiedelt waren.27 206
	        

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