Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1994) (92)

GRAF HARTMANN SOL ZE TAIL WERDEN VADUTZ ROGER SABLONIER künde, in der sie den Bürgern von Konstanz in ihren Gebieten im Walgau, über den Arlberg, auf den Strassen durch Churwalchen und nach Ulm Schutz und Geleit versprachen.53 Im Jahr 1327 ur- kundeten auch diese beiden Brüder angeblich ein letztes Mal miteinander, obwohl Heinrich erst 1334 starb und sein Erbe an seine (vielleicht sogar noch unmündigen) Kinder fiel. Hingegen war am 4. Ok- tober 1330 beim Landfriedensschluss von König Ludwig dem Bayern in Augsburg Heinrich von Werdenberg, Landvogt in Oberschwaben, 
mit si- nem bruoder Rudolf anwesend.54 War das nun doch noch Rudolf III.? Am 2. Juni 1328 besiegelte näm- lich Hartmann 
allein fiur mich und minen bruoder grauen Ruodolf in Bregenz eine Schuldüberschrei- bung an ihre Verwandten.55 Kann daraus jetzt selbstverständlich geschlossen werden, dass dieser Rudolf der jüngste, noch minderjährige Bruder sei? Und am 22. April 1333 beteiligten 
sich grave Hart- man und graf Ruodolf gebruoder von Sant Gans am Bündnis führender Adliger gegen Donat von Vaz.56 Doch fehlt hier ausgerechnet ein Siegel Rudolfs; ein solches hängt erstmals an einer Urkunde des Jo- hanniterhauses in Feldkirch vom 5. Januar 1334, als Hartmann und Rudolf die frühere Schenkung des Patronatsrechtes von Nenzing durch ihren Vater urkundlich bestätigten.57 Ebenso besiegelten beide am 24. Juni 1336 dem Zürcher Rat eine Quit- tung für die ihnen bezahlte Reichssteuer von 600 Gulden (guoter Flürener), die uns unser herre key- ser Ludwig von Rome an si verschaffet hat.58 Ein Vergleich dieser Siegel mit den früheren, angeblich denjenigen Rudolfs III., könnte vielleicht noch zu- sätzliche Indizien geben.59 Warum die ganze Auseinandersetzung um die Identität von Rudolf III. und Rudolf IV? Wenn es insgesamt nur drei Brüder waren, würde dies zu- mindest die Heirat Rudolfs mit Ursula, der Erbin des Vazer Besitzes, vor seinem - somit jüngeren - Bruder Hartmann erklären. Auch die offensichtlich wertvollen Beziehungen zu König Ludwig könnten ja von Rudolf stammen, aus der Zeit, als er noch mit Heinrich, dem oberschwäbischen Landvogt, zusammen die Familiengeschäfte führte. Unerklärt 
41) Krüger. S. 294/95. 42) Krüger, S. 295/96. 43) LUB Ul, Nr. 110, S. 226-228; Diebolder, Hartmann HL. S. 36/37. Vgl. dazu ebenfalls Krüger, Reg. 276 (6. Dez. 1338). Am 6. Feb. 1353 besiegelte Hartmann dann auch den Verkauf des Tales Schanfigg durch seine Schwägerin Ursula von Vaz an deren Schwester Kuni- gunde, die Frau Friedrichs von Toggenburg (CD 3, Nr. 52; LUB 1/5, Nr. 255. S. 308/09). Vgl. dazu auch die Urkunde vom 6. Dez. 1338 über den Verkauf von Aspermonter Besitz im Prättigau an Toggen- burg und Matsch, in Thommen, Urkunden 1, Nr. 409. 44) Krüger, Reg. 221; LUB 1/5, Nrn. 221/22, S. 274-76. 45) LUB 1/5, Nr. 223, S. 277/78 (29. Jan. 1325); LUB 1/5, Nr. 231. S. 285/86 (25. April 1331). 46) Krüger. S. 297, Reg. 252. 47) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1210; Thommen, Urkunden 1, Nr. 292; es könnte sich gegenüber Ulrich von Matsch auch um ein Ehever- sprechen gehandelt haben, was bedeuten würde, dass Adelheid da- mals noch ein Kind im Alter von wenigen Jahren war. 48) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1342. 49) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1231: Rudolf und Hartmann, «geprude- re von Werdenberg graven ze Sangans» nennen angeblich «Johan Donau vry ze Vaz» ihren «lieben vetter». Rudolf IV. heiratete erst 1337 Ursula, die Tochter Donats von Vaz, und knüpfte so verwandt- schaftliche Beziehungen zu den Vazern, mit denen die Gebrüder noch 1333 verfehdet waren. 50) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1250. 51) LUB 1/5, Nr. 536, S. 720/21. 52) Vgl. UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 969, 980 u. 1069; Im Januar 1305 bezeugte im Kloster Pfäfers ein «dominus R. de Werdenberg comes iunior» an erster Stelle eine Güterverleihung durch den Abt, im Sep- tember desselben Jahres hiess er auch als Zeuge «dominus R. comes de Sanegans iunior». Schliesslich bestätigten am 17. April 1312 «H. et R. comites iuniores de Werdenberg» in Sargans eine Schen- kung ans Kloster Pfäfers, besiegelt von ihrem Vater. Bei H. dürfte es sich eher um Heinrich gehandelt haben und nicht um Hartmann, wie Perret im Urkundenbuch anmerkt, vgl. UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1069. Anm. 5. War das Kloster für beide Brüder Ausbildungs- und Erziehungsstätte? 53) LUB 1/5, Nr. 374, S. 480-82. 54) LUB 1/5, Nr. 426, S. 570-72 und UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1315. 55) LUB 1/3, Nr. 144, S. 265/66. 56) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1334. 57) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1339. 58) UB St. Gallen-Süd 2, Nr. 1361 u. UBZ 11, Nr. 4711. 59) Vgl. etwa das Siegel Rudolfs im Jahre 1324 («nach rechts schief- gestellter Spitzovalschild mit Montforterfahne, Helm mit Bischofs- mütze, re. und Ii. Rose»): LUB 1/5, Nr. 222, S. 275/76. 1.1
	        

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