Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

LIECHTENSTEINISCHE KERAMIKFUNDE DER EISENZEIT / ARCHÄOLOGISCHE ASPEKTE / BILL welchen FL 24 und FL 30 gefunden wurden, jünger als Stufe 2. Alle vier analysierten Schüsseln beste- hen aus Ton mit Gneis-Magerung. Selbstverständ- lich wäre es interessant zu wissen, ob nun alle gleichartig verzierten Gefässe aus dem Verbrei- tungsgebiet dieser Verzierung (von Eschen «Schneller» bis Sagogn «Schiedberg») auch aus ähnlichem Ton bestehen und ob sich analog zu den Feststellungen bei Stufe 2 eine Art «Werkstatt- kreis» eruieren Hesse. Tatsächlich gibt es nur noch eine Vergleichsanalyse anhand des Gefässfragmen- tes in Scuol «Munt Baselgia» (Stauffer 1983, Tf. 59, 641). Im Fundmaterial fällt dieses Gefäss auf und wurde deswegen selektioniert; die Analyse mit ei- nem Schieferanteil in der Magerung (Me 429) er- laubt, die Tonherkunft hypothetisch ins nördliche Bünden zu setzen, also ins Hauptverbreitungsge- biet des Verzierungsschemas. Dennoch ist die Ton- beschaffenheit anders als in Balzers! Vier weitere Gefässe (FL 73, FL 126, FL 147 und FL 156) stechen aus den üblichen Verzierungen in Balzers heraus. Alle haben Halbkreisbögen an der Schulterpartie. Der Kegelhals der Schüssel und der ausgeprägte Standfuss der Schale zeigen deutlich die Zuordnung zu Stufe 3. Alle vier sind aus Ton mit Gneis-Magerung geschaffen. Leider mangelte es an sicher zuweisbaren Scherben zu einem wei- teren stilistisch in diese Gruppe gehörenden Ge- fäss, das man am ehesten zu einer Röhrenkanne rekonstruieren kann, welche ebenfalls mit den Halbkreisbogen verziert ist. Zurück zu den Schüsseln, stellen wir aber fest, dass der überragende Teil in Stufe 3 mit einer Kegel- halsmündung versehen und unverziert ist. Gneis- Magerung herrscht vor, lediglich deren sechs beste- hen aus mit Serpentinit gemagertem Ton. Letztere fallen oft etwas aus der allgemeinen Form der Schüsseln der Stufe 3. Es fragt sich also, ob diese nicht von anderen Personen angefertigt worden sind. Bei den Schalen (Tafel 9) konnte in Stufe 2 eine Do- minanz der Serpentinit-Magerung festgestellt wer- den. In Stufe 3 fällt dieser Magerungstyp gänzlich aus, statt dessen besteht die Mehrzahl aus Ton mit Gneis-Magerung und eine aus Ton mit natürlicher 
Magerung. Die auffallend andersartige Schale mit Wellenrand (FL 45) besitzt als einziges Gefäss, das der Stufe 3 zugerechnet wird, einen Ton mit Bünd- nerschiefer-Magerung. Obschon in keiner Grabvergesellschaftung vertre- ten, wurden situla-artige Töpfe (Tafel 11) dieser Stufe 3 zugeordnet. Dies geschieht vor allem wegen der Randbildung, die am ehesten mit jener der hierher gehörenden Schalen vergleichbar ist. Die unterhalb des Randes verlaufende Einstichreihe scheint charakteristisch zu sein. Äusserlich er- scheinen die Töpfe nicht so fein geglättet wie die übrigen Rezipienten und machen allgemein einen gröberen Eindruck. Die Keramikanalyse zeigt, dass alle aus Ton mit Gneis-Magerung bestehen. Es zeigt sich also, dass während der Stufe 3 vor al- lem Gneis-Magerung zur Verwendung kam. Es ist auch mehr als nur wahrscheinlich, dass die lokale Keramikproduktion aus diesem Material gefertigt worden ist. Vielleicht ist dies auf einen technologi- schen Vereinheitlichungsprozess zurückzuführen, wobei die seit der Spätbronzezeit überwiegende lo- kale Serpentinit-Magerung in ihrer Bedeutung zurücktritt. Auch hier stehen wir selbstverständlich erst am Anfang unserer Überlegungen, die sich momentan auf die Befunde aus Balzers beschrän- ken müssen. 91
	        

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