Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

BAUGESCHICHTLICHES ZUM HAUS NR. 12 IN SCHELLENBERG / PETER ALBERTIN habt haben.1' Die heutigen Treppen in den Keller und zum Obergeschoss stammen von ca. 1940. Für die Ersterbauung 1518 und bis ins 19. Jh. er- warten wir als Aufgang ins Obergeschoss und zum Dachraum lediglich eine in der Küche angestellte Leiter.10 TÜREN und ihre Gewände und Beschläge halten sich oft viele Generationen und geben uns Auskunft über bauliche Massnahmen. Im Haus Nr. 12 fehlen spät- mittelalterliche Türblätter, die Kammertüren im Obergeschoss entstammen dem 19. Jh. (Abb. 33 und 34), alle Türen im Erdgeschoss sind Neuerun- gen des 20. Jh. Die ursprünglichen Türöffnungen haben an Ort der heutigen gelegen, deren Türpfo- sten sind teilweise noch vorhanden und erlauben für die kleine Kammer eine Rekonstruktion der lichten Öffnung mit 70 auf 150 Zentimeter. Eine wohl ursprüngliche Tür hat von der Küche direkt in die Nebenstube geführt, ist aber heute verdeckt, ihre lichte Höhe ist mit 140 Zentimeter erkennbar (Abb. 11). Die Türpfosten samt zugehöriger Bretta- feltür vom Obergeschoss in die nordöstlichen Öko- nomiebauten sind mit den Proben Nr. 26 und 27 auf 1687 dendrodatiert, ihre lichte Weite beträgt 75 auf 130 Zentimeter (Abb. 14).11 
Nebenstube belichtet; die Stube weist zwei solche Fenster auf, zudem noch ein Doppelfenster in der Südwestfassade. Die zu den bezeichneten Öffnun- gen 1793/94 eingehängten Butzenscheibenflügel13 sind erst um 1940 ersetzt worden und teilweise noch im Hause aufbewahrt (Abb. 36 und 37). Die Südostfassade habe zum Erdgeschoss Zugläden aufgewiesen, erinnert sich Ernst Biedermann. Um 1940 erhalten die Wohnräume ihre heutige moder- ne Befensterung (Abb. 32) mit naturfarbenen Ja- lousieläden. Die Sprossenfenster der Nordwestfassade entstam- men dem 19. Jh., jenes zur Küche von 1923 (Abb. 25 und 26). Ältere Fensteröffnungen wurden nicht gefunden, das heisst, haben wohl an Stelle der heu- tigen gelegen. WEITERE EINBAUTEN sind für die Stube vermerkt. So hat bis vor kurzem eine Eckbank entlang der Südost- und Südwest- wand der vierzehnköpfigen Familie Biedermann Platz geboten (Abb. 32). In der Westecke weisen Spuren auf ein barockzeitlich eingebautes, heute entferntes Stubenbuffet (Abb. 39). In einfachsten Grenzen hält sich die Haustechnik: In der Küche fliesst nur kaltes Wasser, die elektri- schen Installationen stammen noch aus ihren An- fängen (Abb. 38). FENSTER sind materialbedingt einer starken Entwicklung und Erneuerung unterworfen. Zur grossen Kam- mer hat sich in der Südwestwand eine Kielbo- genöffnung erhalten, als einziges Fenster der Haus- Ersterstellung von 1518 (Abb. 13 und 35), dendro- datiert mit Probe Nr. 30.12 Eine Verglasung fehlt. Im übrigen sind für die Stuben und Kammern die Fensteröffnungen der Bauetappe III 1793/94 er- kennbar mit lichten Flügelweiten von 60 auf 92 Zentimetern, was barockzeitlichen Grössen ent- spricht. So hat in der Südostfassade je ein Doppel- fenster mit Mittelpfosten beide Kammern und die 
9) Wie sich Ernst Biedermann erinnert 10) Analog Haus Nr. 52 in Balzers und Haus Nr. 46 in Triesen 11) Balzers Haus Nr. 52 mit Türen von 1592, im Licht 75 x 130 cm und 75 x 140 cm, vgl. JBL 87. Türöffnungen sind in spätmittelalter- lichen und frühneuzeitlichen Blockbauten absichtlich derart schmal und nieder, um die Stabilität der Wände nicht zu stark zu schwä- chen. 12) Hin ähnliches Kielbogenfenster wurde in Vaduz, Altenbach 26. mit 1627 dendrodatiert. 13) Butzenscheiben sind mundgeblasen und enthalten in ihrer Mitte den Blasrohransatz, den sogenannten «Butzen». Bei den vorliegen- den Scheiben handelt es sich um sogenannte «unechte» Butzen aus dem im 18. Jh. aufkommenden Walzglas. 71
	        

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