Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1992) (91)

LIECHTENSTEINISCHE KERAMIKFUNDE DER EISENZEIT ANALYSE / NUNGÄSSER / MAGGETTI / GALETTI Gerade das Auftreten der übrigen, gröberen Korn- Fraktionen in den beobachteten Magerungsgrup- pen (92 %) unserer Proben erscheint uns als Be- weis, dass ein aufwendiges Herstellen feiner Frak- tionen zum Magern der Tone nicht betrieben wur- de. ERGEBNISSE DER CHEMISCHEN ANALYSE Die Analyse der gneisgemagerten Proben hat das erstaunliche Ergebnis geliefert, dass die Stücke aus den 20 km entfernten Fundorten Balzers, Runder Büchel und Eschen, Schneller chemisch nicht zu trennen sind. Dies könnte bedeuten, dass die Kera- mik a) entweder an beiden Orten hergestellt wurde, un- ter Verwendung eines geologisch und chemisch ähnlichen Rohstoffes b) oder an einem anderen Ort bzw. mehreren Orten hergestellt wurde, unter Verwendung eines geolo- gisch und chemisch ähnlichen Rohstoffes mit Ver- handlung auf die diversen Fundorte. Da ja die untersuchte Keramik keinem Produk- tionszentrum (Ofen) zugeordnet werden kann bzw. das Fundmaterial keine Hinweise von Töpferaus- schuss (Fehlbrände usw.) enthielt, ist eine lokale Herstellung überhaupt nicht gesichert. Aus diesem Grunde wurden viele Proben oberflächlichen Leh- mes der näheren Umgebung genommen, um aus dem Vergleich der Zusammensetzung dieser Leh- me mit derjenigen der analysierten Keramik eine lokale Herstellung zu fassen bzw. zu verwerfen. Von den 21 Lehmproben kommen vier Stück, d.h. FL 200, 201, 212 und 218 auf Grund ihres sehr ho- hen CaO-Gehaltes als Ausgangsmaterial für die Herstellung der CaO-armen Keramik nicht in Fra- ge. Auch die restlichen Lehmproben sind - mit Ausnahme von FL 199 - als Edukte auszuschlies- sen, wie dies Abb. 13a) zeigt. In diesem Diagramm liegen die Lehme mit den gneisgemagerten Proben auf einer negativ verlau-fenden 
Korrelationsgeraden und man könnte ver- sucht sein zu glauben, dass dies ein guter Hinweis für eine lokale Fertigung sei. Nun sind aber die Lehme sehr feinkörnig. Das bedeutet, dass ein grosser Teil der Gneismagerung künstlich zugefügt worden sein muss. Da im Schnitt ca. 25 Vol. % die- ser quarzreichen (= Si02-reichen) Magerung zuge- geben worden ist, müsste die Keramik in diesem Falle deutlich Si02-reicher als die Lehme sein. Das Umgekehrte ist der Fall - die Lehme haben mehr Si02 als die Keramik!! Nur FL 199 liegt mitten im Felde der keramischen Proben und könnte für ei- nen Teil der gneisgemagerten Stücke als Ausgangs- material in Frage kommen. Weitet man das Untersuchungsgebiet aus, so kä- men als nächstgelegene Tone die von mehreren Ziegeleien bis vor kurzer Zeit abgebauten Aueleh- me des Rheines im Rheintal in Frage. Wie von LETSCH et al. (1907) nachgewiesen, sind sie meist mergelig, doch finden sich auch CaO-arme Partien. Geologisch gesehen handelt es sich bei diesen Ver- landungslehmen um rezente Sedimente, die sich in vom Rhein gespiesenen Flachmooren abgesetzt ha- ben. Betrachtet man die Lage dieser Lehme von Oberriet in der Abb. 13a), so fallen sie teils in die Punktwolke der gneisgemagerten Keramik, teils ausserhalb. Es ist somit nicht auszuschliessen, dass auch derartige Tone für die Herstellung dieses Typs Keramik in Frage kämen. Aber auch in die- sem Falle bleibt das Problem, dass der Zusatz von quarzreicher Magerung den Si02-Gehalt des End- produktes (ausgehend von 60 Gew. % Si02 im Ton) auf 75 Gew. % anheben müsste, was hier nicht der Fall ist. Wie sieht es nun bei der serpentinitgemagerten Ke- ramik aus? Im gleichen Diagramm wird deutlich, dass sie viel weniger Si02 und A1203 enthält als die Tone. Man könnte nun argumentieren, dass dies auf die Zufügung von MgO-haltigen Zuschlägen zurückzuführen ist. In diesem Fall müssten die Tone und die Keramik auf derselben positiven Kor- relationsgeraden liegen, was für die Mehrzahl der beprobten Lehme nicht der Fall ist. Nur FL 199 und die Auen- bzw. Schwemmlehme des Rheins liegen auf einer derartigen Korrelationsgeraden. Testet 145
	        

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