Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

QUADERER / MILITÄRGESCHICHTE 1814-1849 DAS MILITÄRKONTINGENT 1814 UND 1815 keiten. Subsidien, d.h. Hilfsgelder, bezahlte Eng- land an solche deutsche Staaten, die mit ihm wäh- rend der Befreiungskriege besondere Verträge we- gen Truppenstellung abgeschlossen hatten. Am 29. September 1815 benachrichtigte das Frankfurter Grosshandlungshaus Mayer Amschel Rothschild363 Fürst Johann I. über den vom „könig- lich-grossbrittanischen Gouvernement" erteilten Auftrag, die „vertragsmässige Subsidie von zwey und neunzig Pfund und 10 cents Sterling für jeden Monat seit April des Jahres anzuschaffen".364 Um das Geld ausbezahlt zu bekommen, war lediglich der „ratificirte Subsidientractat" dem königlich- grossbritannischen Geschäftsträger vorzuwei- sen.365 Und genau hier lag das Problem: ein solcher Vertrag zwischen Liechtenstein und Grossbritanni- en existierte nicht. Von Liechtenstein aus versuchte man zwar über diplomatische Kanäle, z.B. den österreichischen Botschafter in London, etwas zu erreichen, jedoch ohne Erfolg.366 Fürst Esterhazy, der k.k. Botschafter in London, berichtete an die Hofkanzlei, die Subsidiengelder seien an Nassau(!) ausbezahlt worden.367 Nassau, von der Hofkanzlei darauf angesprochen, behauptete - wie nicht an- ders zu erwarten war - die liechtensteinischen Sub- sidiengelder seien in den englischen Zahlungen nicht enthalten.368 Weiteren Schreiben von Wien aus an Esterhazy war kein Erfolg beschieden, sie wurden nicht einmal mehr beantwortet.369 Die fürstliche Hofkanzlei liess aber noch nicht lok- ker. Erbprinz Alois versuchte während seines Auf- enthaltes in London etwas zu bewirken.370 Doch auch er musste eingestehen, dass „wenig Hoffnung auf Eintreibung der englischen Subsidiengelder" vorhanden sei.371 Weitere Vorstösse wurden über den Bundestagsgesandten Leonhardi unternom- men.372 Die Hofkanzlei argumentierte, man habe von solchen Vertragsverhandlungen 1815 anfäng- lich keine Kenntnisse gehabt und späterhin habe man vermutet, dass Baden „alle darauf Bezug ha- benden Gegenstände mitbesorgt" habe.373 Leon- hardi wurde ersucht abzuklären, „ob andere deut- sche Höfe auch ohne abgeschlossene Verträge Sub- sidiengelder erhalten" hätten.374 Aber Leonhardi 
war es seiner Auskunft nach nicht möglich, Anga- ben über abgeschlossene Verträge zu machen.375 Nachdem die diplomatische Sondierung erfolgslos abgebrochen werden musste, übergab die Hofkanz- lei dem Oberamt den Auftrag, direkt mit Baden zu verhandeln.376 Mit der badischen Verwaltung 349) LLA RB, C4, o. N., Bemerkungen des OA zur fürstl. liechtenst. Beantwortung der Grossherzogl. Bad. Gegenberechnung, o. D. (nach Aug. 1817); Marginalien des OA. 350) Ebenda. 351) Ebenda. 352) Ebenda. 353) Ebenda. 354) LLA RB, C4, ad 110 pol.. OA an Fürst, 19. Apr. 1821. 355) HKW, S. 304, 31/11. 29. April 1833. 356) Siehe dazu Malin, S. 168: Quaderer, S. 36; Ospelt Wirtschaftsge- schichte, S. 354 f. 357) Siehe Quaderer. S. 219; Treitschke, Bd. 2, S. 467 f. 358) HALW, Regesten/Protokollregister 189/1816. 359) LLA RB, C4, Nr. 615, HKW an OA, 10. Marz 1817. 360) HALW, Regesten/Protokollregister, 4896/1816. 361) Ebenda, 3253/1820, 23. Juni 1820. 362) Ospelt, Wirtschaftsgeschichte, S. 355, Anm. 30. 363) LLA RB, C4, 189 pol., Mayer Amschel Rotschild an Fürst, 29. Sept. 1815. 364) Ebenda. 365) Ebenda. 366) HALW, Regesten/Protokollregister 382/1816, Schreiben an Esterhazy, 7. Febr. 1816. 367) Ebenda, 2670/1816, Esterhazy an HKW. 26. Mai 1816. 368) Ebenda, 3993/1816, Nassau an HKW, 9. Juli 1816. 369) Ebenda, 5958/1817, Monitorialschreiben der HKW an Ester- hazy, 31. Okt. 1817. 370) Ebenda, 4292/1820, Aktennotiz, 19. Aug. 1820. 371) Ebenda, 5208/1820, 6. Okt. 1820. 372) HALW, 161 III, HKW an Leonhardi, 29. Nov. 1820. 373) Ebenda. 374) Ebenda. 375) Ebenda, Leonhardi an HKW, 14. Dez. 1820. 376) LLA RB, C4, Nr. 2498, HKW an OA, 30. Apr. 1821. 43
	        

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