Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

weiteren sarkastischen Bemerkung Schupplers,349 Liechtenstein habe volle 80 Mann gestellt, denn auch ein Untauglicher oder Deserteur sei ein Indivi- duum.3''"'0 Baden behauptete an anderer Stelle, die liechten- steinischen Soldaten hätten die Schuhe, die ihnen von den Kompagnien gegeben worden seien, für 40 kr. das Paar verkauft.351 Auf weitere unfreundliche Bemerkungen des Oberamtes schrieb Baden zu- rück: „Fast ist man versucht, die von Seite Liechten- steins ... Baden gemachten Vorwürfe mit gleicher Unzartheit zu erwidern."352 Und als Seitenhieb auf verschiedene Vorhaltungen verlautete aus Baden: „Da wo also Thatsachen sprechen, können Wahr- scheinlichkeitsgründe nichts ausrichten."353 Nach schon jahrelangem Streit liess Schuppler einen „amtlichen Stossseufzer" in den Akten vermerken: „Bei solchen Ausweichungen ist es nicht möglich mit Baden in Ordnung zu kommen, und dieses schon so lange anhängige Geschäft dem gewünsch- ten Ende zuzuführen."354 Der Streit dauerte schliesslich noch bis zum 29. April 1833! Die badi- sche Generalkriegskasse quittierte mit diesem Da- tum, von Liechtenstein einen Betrag von 1719 fl. erhalten zu haben. Angefügt ist die Zusicherung Badens, dass „mit obigem Betrag alle Ansprüche, rücksichtlich gedachter Contingentsverpflegung .. . aufgeglichen und berichtiget" sei.355 Damit war diese für beide Seiten leidige Angelegen- heit erledigt.356 Dass parallel dazu ein ähnlicher Streit mit dem LIerzogtum Nassau wegen der Ver- träge von 1806 und 1809 bestand, sei hier nur nebenbei erwähnt. 
DIE KONTRIBUTIONS- UND SUBSIDIEN- GELDER FRANZÖSISCHE KONTRIBUTIONSGELDER Der zweite Pariser Friede (20. Nov. 1815) verlangte von Frankreich nicht nur territoriale, sondern auch finanzielle Opfer. So wurden von Frankreich 265 Mill. Franken Reparationskosten verlangt,357 die als sogenannte „Contributionsgelder" unter die Alli- ierten und ihre Verbündeten verteilt wurden. Auch Liechtenstein kam so in den höchst willkommenen Genuss von Geldzahlungen. Pro Mann bekam es 425 Francs zugesprochen, was eine Gesamtsumme von 42 500 Francs ausmachte, da das Oberamt bei der Angabe der Anzahl gestellter Soldaten „gross- zügigerweise" auch die Reserve von 20 Mann mit- zählte, obwohl die Reserve weder ausgerückt noch aufgestellt worden war.358 Über das Bankhaus Arnstein und Eskeles, k.k. pri- vate Banquiers in Wien und Paris, wurde die Sum- me in verschiedenen „Quadrimetern" ausbezahlt. Diese Kontributionsgelder wurden von Liechten- stein für die Bezahlung der von Baden gestellten Kostenberechnung und als „Abschlag der Antici- pation", d.h. zur Rückzahlung der von der fürstli- chen Hauptkasse vorgestreckten Beträgen verwen- det.359 Im Oktober 1816 verbot die Hofkanzlei dem Bankhaus Arnstein, von den französischen Kontri- butionen weiterhin an Baden zu bezahlen, „da die Kosten . . . bereits gedeckt" seien.360 Bis Juni 1820 trafen regelmässig die von Frankreich geleisteten Zahlungen ein.361 Insgesamt kam Liechtenstein auf diesem Weg in den Genuss von 20426 Gulden.362 DIE VERWEIGERUNG ENGLISCHER SUBSIDIEN- GELDER Flossen die französischen Kontributionsgelder recht reibungslos nach Liechtenstein, beziehungs- weise in die Hauptkasse nach Wien, so gab es be- züglich der englischen Subsidiengelder Schwierig- 42
	        

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