Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

fähigkeitserklärung" die Sache nur verschlimmert hätte und die Selbständigkeit des Landes durch eine solche Haltung gefährdet worden wäre.182 Als takti- sche Grundhaltung, diese Situation möglichst glimpflich zu überstehen und als Staat „durchzu- kommen", empfahl Menzinger, die Wahrheit zu sa- gen und bereitwilliges Entgegenkommen zu zei- gen.183 Dies war seiner Ansicht nach auch das si- cherste Mittel, Zeit zu gewinnen. Der Bataillons- kommandant wurde in diesen Plan Menzingers ein- bezogen und gebeten, zur „Zeitgewinnung" beizu- tragen und weitere Verhandlungen einzuleiten.184 v. Hayn gegenüber hielt Menzinger fest, dass die Mannschaft „fortwährend thätigst geübt werde" und bei ihrem guten Willen soweit gebracht worden sei, dass „man sie keineswegs mehr unter die Klas- se der Rekrutten rechnen" dürfe.185 Menzinger be- urteilte die Situation als so weit fortgeschritten, dass noch 14 bis 20 Tage benötigt würden, bis das „Contingent jeder billigen Anforderung genügen" werde.186 
Bis Ende April 1849 war es somit geglückt, die Forderung von seiten der Nationalversammlung in- soweit zu erfüllen, dass der gute Wille und die ehrli- che Bereitschaft Liechtensteins, die vorhandenen Lasten mitzutragen, nach aussen dokumentiert werden konnte. Andererseits war es Liechtenstein gelungen, seine besondere Situation bei den Ver- antwortlichen des Reichskriegsministeriums so klar und eindrücklich darzustellen, dass bei diesen mindestens teilweise die Einsicht erweckt werden konnte, ein Beharren auf den ursprünglichen For- derungen würde die Kräfte des Landes übersteigen. Im Innern konnte Menzinger durch seinen Einsatz für die Belange der Bevölkerung gegenüber den Forderungen der Zentralgewalt des Bundes bewir- ken, dass die Bereitschaft und Einsicht für den Aus- marsch der 55 Mann grösstenteils vorhanden war. Die Reorganisation des Kontingents ist auch bei- spielhaft für die schwierige Lage des Regierungs- amtes in der Zeit von 1848/49 zwischen den Fron- ten der Forderungen von aussen und der Wider- stände von Seiten der Bevölkerung im Innern. Die Haltung des Fürsten war in dieser heiklen An- gelegenheit darauf ausgerichtet, das zu erfüllen, was aufgrund der aussenpolitischen Gegebenheiten nicht verweigert werden konnte, und innenpolitisch die Entscheidungsfähigkeit zu bewahren, ohne in der immer noch spürbar angespannten Atmosphä- re die Unzufriedenheit der Bevölkerung zu schüren. 182) Ebenda. 183) Ebenda. 184) Ebenda. 185) Ebenda, ad 172, RAV an v. Hayn, 19. April 1849. 186) Ebenda. 232
	        

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