Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

QUADERER / MILITÄRGESCHICHTE 1814-1849 AUSRÜSTUNG UND AUSBILDUNG Niedermayrs, der das Kontingent in Vaduz inspi- ziert hatte, bestätigte die Meldung Blaudeks. Nie- dermayr schrieb im August 1841 über das liechten- steinische Kontingent: „Die Scharfschützen besit- zen in Wahrheit eine solche Kunstfertigkeit im Ziel- schiessen, dass sie wirklich ihres Gleichen suchen können".268 Niedermayr kritisierte einzig, dass mit so geübten Schützen nicht auf weitere Distanzen geschossen worden sei. Vom Scharfschützen er- warte man nämlich, dass er auf „300 und noch mehr Schritte, wenn nicht immer das Schwarze in der Scheibe, doch ziemlich verlässig seinen Gegner kampfunfähig zu machen im Stande" sei.269 Als taktische Anregung bemerkte der Bataillonskom- mandant, dass grosser Wert darauf zu legen sei, „von der Höhe in die Tiefe, von der Tiefe in die Höhe ... selbst nach beweglichen Scheiben zu schiessen".270 Anlässlich der Musterung in Sigmaringen wurde am 6. Oktober 1841 auch eine Schiessübung durch- geführt, bei der 49 liechtensteinische Scharfschüt- zen im Vergleich mit 20 Füsilieren des Bataillons ihr Können zeigten. Bei diesem Wettschiessen kam es zu folgendem Ergebnis:271 Anzahl Distanz (Schritte) Treffer Fehlschüsse der Schützen 49 Scharfschützen 100 
131 16 20 Füsiliere 100 
45 
15 49 Scharfschützen 150 125 
22 20 Füsiliere 
150 32 28 Der durchschnittliche Zeitaufwand pro Schuss be- trug bei den Scharfschützen 52 Sekunden, bei den Füsilieren 50 Sekunden. Dazu bemerkte der Be- richt, dass Witterung und Örtlichkeit das Aufziehen der Ladung erschwerten. Für die Ladung der Stut- zen wurden 
5/i6 Lot [ca. 5,46 gr] Pulver und ein Lot [= 17,5 gr] Blei verwendet.272 Dieses Schussresultat der Scharfschützen darf sich sehen lassen und zeigt eine enorme Verbesserung gegenüber dem Jahr 1836. Der Inspektionsbericht Isenburgs bemerkte denn auch anerkennend, dass der Fortschritt in diesem wichtigen Bereich der 
„Ausbildung insbesondere bey dem Contingente von Liechtenstein unverkennbar gewesen" sei.273 Das gute Resultat mag auch dadurch erreicht wor- den sein, dass dem Oberamt schon im April 1841 auf „vertraulichem Wege" eine bevorstehende In- spektion des Kontingents angekündigt worden war.274 Man gab dem Oberamt „geheime Nachricht, um den Kommandanten ... davon unter dem Siegel des Geheimnisses zu verständigen, damit ihn eine alienfällige Inspizierung nicht unvorbereitet tref- fe".275 Eine Übersicht der „summarischen Ergebnisse" der Jahre 1842-1845 und des Jahres 1853 gibt einen aufschlussreichen Einblick in die erreichten Ergeb- nisse der jährlichen Schiessübungen:276 Die Jahre nach 1841 kann man als Jahre des Auf- und Ausbaus der Kontingentsausbildung bezeich- nen. 1853 ist nach dem Katastrophenjahr 1846, der Revolutionsphase 1848/49 und dem Ausmarsch nach Baden von 1849 wieder ein „Normaljahr". 26Ü) Ebenda. 261) Ebenda, B, 27/19, o. N., Bericht des Kont.-Komraandanten, 18. Okt. 1836. 262) Ebenda, o. N., Schuss-Consignation pro 1836, 20. Okt. 1836. 263) Ebenda. 264) Siehe oben S. 153 ff. 265) LLA SF Militärakten 1832-1849, o. N., Blaudek an Fürst, 28. Juni 1841. 266) Ebenda. 267) Ebenda. 268) Ebenda, Nr. 945, Bemerkungen v. Niedermayrs zur Inspektion von 1841, 14. Aug. 1841. 269) Ebenda. 270) Ebenda. 271) Bayer. HStA, Abt. IV. Kriegsarchiv, A XXI, 160, Summarisches Ergebnis der Schiessübungen vom 6. Okt. 1841 in Gammertingen. 272) Ebenda. 273) Ebenda, Inspektionsbericht Isenburgs, 1841. 274) LLA RC 27, C2, Nr. 4447, HKW an OA, 21. April 1841. 275) Ebenda. 276) Ebenda, Fl, o. N., „Summarische Ergebnisse" von 1843 und 1853. SF Militärakten 1832-1849, o. N., „Summarische Ergebnisse" von 1842, 1844 und 1845. 173
	        

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