Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

Beim Perkussionsgewehr hingegen schlug der Hahn auf ein durchbohrtes Zündstöckel [Piston], auf dem das Zündhütchen sass. Durch die Bohrung ging der Zündstrahl in die Pulverladung, die von vorn in den Lauf eingebracht wurde. Diese Neuent- wicklung ermöglichte ein sichereres und rascheres Laden. Das Aufsetzen des Zündhütchens beseitigte das umständliche Anbringen des Pulvers auf der Pfanne, was sich vor allem bei nasser Witterung oder bei rascher Handhabung als Nachteil erwiesen hatte. Diese Neuerung hatte Leutnant Blaudek 1841 in Lindau kennengelernt und auch das Exerzieren da- mit geübt.106 Er war überzeugt, dass das „Kapsel- feuer jedenfalls die Brauchbarkeit.. . des Jägerstut- zens bedeutend" erhöhen würde.107 Auf höchsten Befehl wurde ein Büchsenmacher aus Vorarlberg mit der notwendigen Umänderung der Gewehre be- auftragt. Die Abänderungen konnten aber vor dem Einrücken zur Musterung nach Sigmaringen nur teilweise durchgeführt werden, der Abschluss der Arbeit wurde nach der Kontraktion beendet. Die Einführung der Perkussionsgewehre verlangte noch die zusätzliche Anschaffung von Kapselma- schinen zum Aufsetzen der Zündhütchen auf das Piston. Diese Kapselmaschinen waren nach Leut- nant Blaudek nötig, weil es sehr schwierig war, das Zündhütchen bei Frost zwischen die Finger zu neh- men und aufzusetzen, „da bei nicht grosser Kälte die Finger so erstarren, dass man sie nicht einmal ganz schliessen kann".108 Zugleich konnten diese Kapselmaschinen als Aufbewahrungsbehälter für die Zündhütchen dienen. Dies war nach Blaudek ein weiterer Vorteil, weil die Zündkapseln aus den Täschchen, die üblicherweise für die Aufnahme der Zündhütchen verwendet wurden, schlecht geeignet waren. Besonders für den Schützen, der als „Plänk- ler gezwungen [war], überall durchzudringen und über verschiedene Hindernisse zu setzen und zu seiner Deckung sich oft auf die Ärde legen" musste, war dies ein Nachteil.109 Obwohl eine Bewilligung des Fürsten für die Anschaffung von Kapselmaschi- nen zum Stückpreis von 35 Kreuzern vorlag,110 meldete das Oberamt, dass an deren Stelle Leder- täschchen „zweckmässig beigeschafft" worden sei-en.111 
Die Ablehnung der Kapselmaschinen war eine Folge der dazu geäusserten Meinung Oberst- leutnant Niedermayrs, der anlässlich der Inspekti- on vom 8. August 1841 gerügt hatte, der Mann bekomme durch die Kapselmaschine zuviele An- hängsel. Er beantragte, ein kleines, ledernes Täsch- chen zur Kapselverwahrung am Cartoucheriemen anzubringen. Dem Verlieren der kleinen Kapseln könne vorgebeugt werden, indem man bayerische Zündhütchen verwende, welche „jeder Mann, selbst im Winter bei grosser Kälte, sowie auch bei dunkler Nacht jederzeit mit Leichtigkeit ... handhaben" könne.112 Die endgültige Umarbeitung der Stutzen vom Feu- er- zum Kapselschloss geschah erst 1843 durch den Büchsenmacher Lorenz Feuerstein aus Dornbirn. In aufwendiger Arbeit wurden alle 90 Gewehre um- geändert, aufgefrischt und je nach Bedarf repariert; ausserdem wurden 74 Kugelmodelle dem Kaliber angepasst. Der Aufwand für die ganze Arbeit muss- te mit 447 fl. 57 kr. bezahlt werden.113 Schlosser Michael Seeger hatte seine Schmiede dem Büchsen- macher für die Dauer seiner Beschäftigung mit die- ser Arbeit zur Verfügung gestellt. Als Entschädi- gung hatte Seeger für die Zeit von zwanzig Wochen 10 Gulden bezahlt bekommen, was einem Wochen- preis von 30 Kreuzern entsprach.114 Damit herrschte bis 1849 Ruhe in der Frage der Waffenbeschaffung und -anpassung. 1849 brachte dafür um so mehr Aufregung. Das Bataillonskom- mando meldete im März 1849, dass in der bayeri- schen Armee Dornstutzen eingeführt worden seien, eine Waffe, welche ihrem Zwecke vollkommen ent- spreche und „auf 600 Schritte die günstigsten Re- sultate" liefere.115 Der Kommandant bekam einen solchen Dornstutzen zugeschickt mit der Weisung, „unverzüglich sämtliche Stutzen und Kugelmodelle nach dem Muster abändern zu lassen".116 Für die Umänderung der Gewehre in Dornstutzen musste in die Schwanzschraube, die den Lauf des Gewehres hinten verschliesst, genau in Richtung der Achse des Laufes ein zylindrischer, nach oben konisch zulaufender Dorn aus Stahl eingeschraubt werden. Diese Vorrichtung vereinfachte gegenüber 154
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.