Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

als „Ableitungsmittel bei der Musterung, um sagen zu können: die Uniformen sind da".89 Für eine wirklich eintretende Mobilmachung wären weitere Uniformen anzuschaffen gewesen. Ein eigenes Problem stellte die Kopfbedeckung dar. Die alten Tschakos waren „durchwegs ganz abge- nützt, und zu einem Ausmarsche unverwendbar".90 Diese Art des Kopfschutzes wurde ausserdem für den Scharfschützen als unpraktisch empfunden, weil der vorne herabhängende Rosshaarschweif beim Anlegen des Gewehres den „Kopf beunruhi- get[e] und herumbaumelt[e] und wenn der Schütze ins Gebüsch kam, so hing er mit seinem Zopfe bald da bald dort an".91 Da die liechtensteinischen Truppen der Festung Landau zugeteilt waren, beantragte das Regie- rungsamt, bayerische Jägerhelme anzuschaffen. Dadurch konnte eine grössere Angleichung an die anderen Festungstruppen erreicht werden. Dieser Helm aus Leder wurde auch als dauerhafter und zweckmässiger als der Tschako beurteilt und war ausserdem nicht teurer in der Anschaffung.92 Die Bestellung der Helme brachte das Regierungsamt allerdings in eine gewisse Verlegenheit, da es diese bereits im Vorjahr bestellt hatte. Wegen der nicht erfolgten Zustimmung durch den Fürsten mussten sie damals aber wieder abbestellt werden. Das Re- gierungsamt befürchtete wohl, eine gewisse Ver- stimmung bei der bayerischen „Armee-Montur-De- pot-Commission"93 in München hervorgerufen zu haben. Deshalb wurde die Hofkanzlei gebeten, ver- mittelnd einzugreifen,94 „da eine direkte Verwen- dung von hier an das kö[nigliche] Ministerium ... vielleicht das frühere Vertrauen nicht mehr gemes- sen" dürfte, wie das Regierungsamt meinte.95 Bis Juni 1859 trafen 94 Jägerhelme in Vaduz ein, für die 411 Gulden und zwei Kreuzer bezahlt werden mussten.96 
Damit waren die letzten Entscheidungen in Sachen Uniform des liechtensteinischen Kontingents ge- fällt. Bis zu seinem letzten Einsatz im Jahre 1866 und bis zu seiner Auflösung 1868 blieben die glei- chen Uniformen in Gebrauch. Neben der Uniform war jeder Soldat noch mit fol- gender feldmarschmässiger Ausrüstung verse- hen:97 Einem Tornister aus Kalbsfell, bepackt mit einem Hemd, einer Unterhose, einer Gradelhose, vier Halsstreifen, einem Zwilchrock, den Stiefeln, der Schmierbüchse und der Schmierbürste. Ferner war im Tornister der Putzsack, welcher die sogenann- ten Propretätsartikel enthielt, nämlich schwarzes Wachs, Schuhnägel, Seife, Knopfgabel, Zwirn und Nadel, Knopfbürste und Kreide, Kleider- und Schuhbürste, Kamm, Spiegel, Rasiermesser und Schere. Oben aufkam das Besteck und zuoberst auf den Tornister wurde der Mantel gerollt. Am Koppel hing die Patronentasche und das Bajo- nett. Die Patronentasche enthielt 40 Stück Patro- nen, zwei Zündhütchentaschen und eine Raumna- del. An einem Lederriemen wurde auf der rechten Seite der Brotsack getragen, der aus blauem Zwilchsack mit schwarzem Lederdeckel bestand. Er enthielt Brot und andere Lebensmittel sowie den Kochkessel aus Blech, in dem sich eine gläserne Trinkflasche befand. Dazu kam das für den Scharfschützen wichtigste Requisit: das Gewehr. 152
	        

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