Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (90)

sechs Jahre auf Leben und Tod dienen"91 müsse. Mit dieser Haltung hoffte das Oberamt auch, die schlechte Stimmung unter den Militärpflichtigen zu verbessern und „ihnen . .. das Gehässige vor dem Waffenstande zu benehmen".92 Im Normalfall rückte der aktive Teil des Kontin- gents zweimal im Jahr zu Waffenübungen ein. Die- se sogenannte „Contraction" fand im März/April als Frühlingsübung und im September/Oktober als Herbstübung statt und dauerte üblicherweise je etwa 14 Tage.93 Die Reserve war zwar „assentiert", d.h. auf Militärtauglichkeit hin untersucht, sie wur- de aber vorerst" nicht zur Ausbildung einberufen, sondern nur „evident" gehalten.94 Die Ausbildung konnte auch gruppenweise gesche- hen, in dem z.B. die Unteroffiziere auf Mitte April eingezogen wurden, während die Rekruten erst zwei Wochen später, also Anfang Mai, einrücken mussten.95 Nach deren vollzogener Ausbildung be- gannen die Übungen mit dem ganzen Zuge.96 Die Dauer der Ausbildungszeit war auch ständiges Thema in der Militärkommission des deutschen Bundes und im liechtensteinisch-hohenzollerschen Bataillon. Auf Anfragen dieser Stellen wurde von Liechtenstein aus meistens in recht allgemeinen Formulierungen geantwortet. Sowohl von Wien als auch von Vaduz aus äusserte man, dass „die Übun- gen ununterbrochen fortgesetzt"97 würden oder mindestens häufig stattfänden, wodurch die Mann- schaft „in dem Zustande der Schlagfertigkeit"98 bleibe. Diese Präsenzzeit der Truppe war auch ein immerwährendes Problem für das Kontingent. Noch 1861 musste Kommandant Rheinberger ge- stehen, dass im Durchschnitt die offiziell angegebe- ne Präsenzzeit des einzelnen Mannes, die auf 24 Monate festgesetzt war, insgesamt anstatt der an- gegebenen 10 Monate in Wirklichkeit nur etwa fünf Monate betrage;99 im Jahre 1860 war das Kontin- gent sogar beständig beurlaubt.100 Als Wunschziel strebte Rheinberger 1861 eine Gesamtpräsenzzeit von 10 Monaten an.101 Um Bemängelungen des Deutschen Bundes zu entgehen, wurden höhere An- gaben gemacht, als es den Tatsachen entsprach. Rheinberger wehrte sich denn auch dagegen, die 
Angaben über die Präsenzzeit mehr als zu verdop- peln, da er sich dadurch der Gefahr aussetze, „sich zu kompromitieren, weil die Leistungen des Contin- gents durchaus nicht im Verhältnisse zu einer noch längeren Präsenzzeit"102 stünden. Die Frage, wieviele und welche Teile der Truppe auf welche Dauer einzuberufen seien, war schon anfänglich ein umstrittenes Thema. Nach Ab- schluss der Ausbildungszeit wurde zwar der grösste Teil der Truppe jeweils entlassen, ein Restbestand musste aber als sogenannter Locostand im Dienst bleiben. Wie gross dieser Locostand sein sollte, wurde vom Landvogt anders angesetzt als vom Kommandanten. 1837 wurde durch fürstliches Re- skript die Reduzierung der Truppe zwischen den Ausbildungszeiten auf 15 Mann, Unteroffiziere und Trompeter eingeschlossen, festgesetzt.103 An der Frage, ob der Privatdiener des Offiziers aus diesen 15 Soldaten zu nehmen oder für diese Aufgabe ein 16. Mann zu bestellen sei, entzündete sich ein grundsätzlicher Streit zum Problem des Locostan- des zwischen Menzinger und Schaffer. Nach Schaf- fer sollte der Bestand von 15 Mann im Winter nicht unterschritten werden.104 Er sah nur im Sommer eine Reduktion auf zehn Mann, bestehend aus einem Sergeanten, einem Trompeter und acht Ge- meinen, als möglich und verantwortbar an.105 Schaffer lehnte auch die vom Oberamt vorgesehene sonntägliche Kirchenparade mit den Beurlaubten ab, weil der die ganze Woche „schwer arbeitende Mann"106 an diesem Tag Ruhe brauche. Da das Jägerkorps sowieso schon als „das Unglück des Landes angesehen"107 werde, sollte man die Leute nicht durch Sondereinsätze noch mehr vergrämen. Das Oberamt seinerseits sah einen Locostand von acht Mann als genügend an, vor allem wegen der an sich schon hohen Ausgaben für das Militär.108 Schaffer zog sogar seine früher gegebene Zustim- mung zu dieser Ansicht zurück, da dieser Antrag, der den Fürsten beleidigen müsse, nicht nötig sei.109 Die Stimmung zwischen Menzinger und Schaffer war in dieser Angelegenheit sehr gereizt. So unterzeichnete der Kommandant eine Eingabe 108
	        

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