Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

LIECHTENSTEINER ÄRZTE DES 19. JAHRHUNDERTS RUDOLF RHEINBERGER Ansicht von Vaduz vom alten Schlossweg aus. Im Vordergrund von l.n.r.: Franz Anton Kirchthaler, Dr. Ludwig Grass und Bier- brauer Quaderer von Schaan. Gemalt von Hanni- bal Jenny, Vaduz um 1857 DR. GRASS ALS POLITIKER Solange Josef Schuppler als Landvogt amtierte, wird sich Grass wohl von jeder politischen Betäti- gung ferngehalten haben, denn die gegenseitigen Animositäten hatten seit der Entlassung des Vaters Christoph Grass aus seinen Ämtern sicherlich fort- bestanden.434 Auch unter dem nur wenige Jahre dauernden Regime des Landvogts Pokorny stellen wir keine aktive Beteiligung Ludwig Grass' am politischen Geschehen im Lande fest, obwohl die Ereignisse der Jahre 1831/32 dazu hätten Anlass bieten können. Es wurden zu dieser Zeit erneut die Forderungen der Gemeinden gegenüber einer fürst- lichen Kommission im einzelnen formuliert und vorgetragen.435 Diese Zurückhaltung von Grass änderte sich aber, nachdem Michael Menzinger im Jahre 1833 vom Fürsten als Nachfolger Pokornys nach Vaduz berufen worden war.436 Ludwig Grass und Michael Menzinger waren schon von Jugend an gute Freunde gewesen, wie auch schon deren beider Eltern ein freundschaftliches Verhältnis ge- pflegt hatten. Doch verschlug es Michael Menzinger nach der Pensionierung seines Vaters als Militärau- ditor nach Ungarn437 und die Kontakte waren wohl abgebrochen. Umso grösser war dann die Freude auf beiden Seiten, als Menzinger als Landvogt nach Vaduz kam. Michael Menzinger, in diesem Amte noch völlig unerfahren, war froh, 
wenigstens einen Freund zu haben, den er um Rat fragen konnte. Denn der damalige Rentmeister Franz Schmid438 suchte den Amtswechsel dazu zu benützen, seine eigene Stellung zu stärken - auf Kosten Menzingers 
natürlich. Es ist sehr aufschlussreich, was wieder- um Joh. Peter Rheinberger439 kurz nach dem Amtsantritt Menzingers an Pokorny schreibt: «Was ich gleich anfangs nach dem Erscheinen des Herrn Menzinger ahnen wollte, scheint nun leider in 424) Auszug aus dem« Liber Baptizorum 1796-1906» von Engelbert Bucher. 425) Martin Risch, Todesursachenstatistik der Gemeinde Triesen 1831-1930. JbL 36, S. 49 ff. 426) Siehe auch oben S. 42 und 49. 427) Aeskulap in Graubünden, Calvenverlag, Chur 1970, Protokoll- buch der medizinischen Gesellschaft Graubünden, Staatsarchiv Chur. 428) I.e. 429) Joh. Peter Rheinberger an P. Pokorny, 11. August 1834, FamARh F2. 430) Taverne zum «Adler» war im Gebäude des heutigen Landesmu- seums untergebracht. 431) Harald Wanger und Hans-Josef Irmen, Josef Gabriel Rheinber- ger, Briefe und Dokumente seines Lebens, Band I, S. 13. 432) David Rheinberger, Notizen über den Vater Jos. Rheinberger's. 1876, FamARh G6. Gedruckt bei Harald Wanger und Irmen. Briefe und Dokumente, Bd. I, S. 20. 433) Rentmeister Joh. Peter Rheinberger. 434) Siehe auch oben S. 28 ff. 435) Quaderer, S. 61 ff. 436) Quaderer, S. 104 ff. 437) Moritz Menzinger, Die Menzinger in Liechtenstein, JbL 13, S. 31 ff. 438) Siehe Paul Vogt, Verwaltungsstruktur und Verwaltungsrefor- men. 439) J. P. Rheinberger an Pokorny, Briefentwurf 11. August 1833, FamARh F2. 85
	        

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