Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

LIECHTENSTEINER ÄRZTE DES 19. JAHRHUNDERTS RUDOLF RHEINBERGER Dr. med. Josef Ludwig Grass JUGEND UND STUDIUM Das Andenken an Dr. Grass hat sich - wenigstens in Vaduz - bis heute erhalten, wobei seine Person immer noch von einer gewissen Aura des Legendä- ren umgeben ist. Dabei fliessen die Quellen, die uns sein Leben erhellen könnten, ziemlich spärlich. Dies trifft besonders für seine Jugend und die ersten Jahre seiner Berufsausübung zu. Josef Johann Ludwig Grass wurde am 24. August 1789 in Vaduz als zweites Kind des Landschafts- chirurgen Christoph Grass389 und der Maria Josefa Zech geboren.390 Sein Geburtshaus war der soge- nannte «Tschaggaturm».391 Es standen ihm Paten: Rentmeister Josef Fritz und die Frau des Landvogts F. X. Menzinger, Theresia von Stubenrauch.392 Seine Kindheit fällt in die bewegte Zeit der Franzo- senkriege, wobei sich dem zehnjährigen Buben die vielen Truppendurchmärsche mit Artillerie und Kavallerie sicher als bleibende Erinnerung ins Gedächtnis einprägten. Ludwig hat wohl mit seiner um 3 Jahre älteren Schwester Maria Anna in Vaduz die Schule besucht, insofern es in jener wirren Zeit überhaupt einen geregelten Schulbetrieb gab. Nach der Volksschule absolvierte er in vier Jahren - von 1803 bis 1807 das Gymnasium in Feld- kirch.393 Er muss ein hervorragender Schüler ge- wesen sein, denn er schloss alle vier Klassen in allen Fächern mit der Note «eins» ab. Nach abgeschlossenem Gymnasium liess sich der Achtzehnjährige im LIerbst 1807 an der Universität Wien immatrikulieren. Zunächst absolvierte er dort in sechs Semestern das sogenannte Philosophiestu- dium,394 welches als Vertiefung der Allgemeinbil- dung dem eigentlichen Fachstudium vorangestellt wurde.395 Das «Philosophicum», wie dieses vorbe- reitende Studium auch genannt wurde, umfasste die Fächer Religionswissenschaft396, Moralphiloso- phie397, Physik398, allgem. Naturgeschichte399, Uni- versalgeschichte400, griechische Sprache und klas- sische Literatur401. Auf dieser Basis aufbauend, begann dann das Medizinstudium, dessen erste zwei Semester des Studienjahres 1810/11 Grass ebenfalls noch in Wien hörte.402 Er verbrachte also das Sommersemester 1811 noch in Wien. 
Nun war aber auch Peter Kaiser403 im Jahre 1810 nach Wien gekommen und besuchte dort, begin- nend mit der III. Grammatikaiklasse, das «Akade- mische Gymnasium».404 Im Studienjahr 1814/15 ist Kaiser dann als Student der Philosophischen Fakul- tät der Universität Wien eingeschrieben.405 Kaiser hörte bei Prof. Martin Wikosch Universalgeschichte und bei Prof. Anton Stein die Vorlesungen über griechische Philologie.406 Eben bei diesen beiden Professoren hatte einige Jahre zuvor auch Ludwig Grass die Vorlesungen über Geschichte und griechi- sche Philologie und Literatur gehört, gleich wie auch später Karl Schädler, der vom Jahre 1822 an in Wien studierte.407 So wurde vielleicht schon 389) Siehe S. 24 ff. 390) Siehe Stammtafel S. 98. 391) Sie auch oben S. 24. Meine Angaben betreffend das Geburts- haus von Dr. Grass in «Moriz Menzinger», JbL 82, S. 34, haben sich als unrichtig erwiesen und sind entsprechend zu korrigieren. 392) JbL 27, S. 71. 393) Liber Calculorum und Matricula Gymnasii Feldkirchensis, Stadtbibliothek, Feldkirch. 394) Hauptmatrikel der Universität Wien MXI, 1779-1833, S. 547, Matrikel der Phil. Fakultät, Ph2, S. 117a. 395) Siehe auch oben bei Karl Schädler, S. 46 und bei Robert Allgäuer, Peter Kaiser, JbL 63, S. 18. 396) Prof. Vinzenz Weintritt. 397) Prof. Franz Hammer. 398) Prof. Remigius Döttler. 399) Prof. Vinzenz von Blaha. 400) Prof. Martin Wikosch. 401) Prof. Anton Stein. 402) Med. Fakultätsmatrikel 1804-1818, S. 21b, Universitätsarchiv Wien. 403) Siehe auch Robert Allgäuer, Peter Kaiser, Beiträge zu einer Biographie, JbL 63, S. 10 ff, Rupert Ritter, Peter Kaiser, JbL 44, S. 5-34, Franz Josef Kind, Peter Kaiser, JbL 5, S. 5-38. 404) Matr. fac. art. 1698-1830 und Hauptmatrikel MXI 1799-1833, S. 145. Universitätsarchiv Wien. 405) Unterrichtsgelder-Rechnungen und Studienkataloge pro 1814/ 15, Universitätsarchiv, Wien. 406) Dem Studienkatalog ist zu entnehmen, dass Peter Kaisers Quartierherr, Herr von Teltscher, Arzt war. 407) Siehe oben S. 53, Anm. 2. 79
	        

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