Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

LIECHTENSTEINER ÄRZTE DES 19. JAHRHUNDERTS RUDOLF RHEINBERGER eher und im allgemeinen nützlicher Mann, jedoch mit dem, dass er sich dem bey unserer Fakultät abgelegten Eide jederzeit gemäss zu verhalten habe, frey und ungehindert auszuüben. Zu dessen wahrer Urkunde haben wir ihm Joseph Gebhard Schädler diesen öffentlichen Brief mit angehenktem grösserem Insigel unserer Fakultät nebst den gehörigen eigenhändigen Unterschriften ausfertigen und zustellen lassen. So geschehen zu Freyburg im Breisgau im Jahre 1798. F. J. Menzinger, der Arzneykunde Doktor und or- dentlicher öffentlicher Professor, der Medizin. Fa- kultät Dekan. Dr. J. Alexander Eker der theoretisch und prakti- schen Herbariumkunde ord. öff Professor der K.u.K. medizynisch chirurgischen Josefsakademie, Correspondent der Schwatzer Ärzte und Wundärz- te Ehrenmitglied.» Der mitunterzeichnete Dekan der medizinischen Fakultät F. Ignaz Menzinger (1745-1830) ist der Bruder des damaligen liechtensteinischen Landvog- tes F. X. Menzinger. Er war zu seiner Zeit ein berühmter und hochangesehener Arzt. Zu seinen Patienten zählte u.a. der Konstanzer Fürstbischof Max-Christoph von Radt.57 Eine Zeitlang war er auch Rektor der Freiburger Universität sowie Dekan der Medizinischen Fakultät. Ignaz Menzin- ger war öfters zu Besuch bei seinem Bruder in Vaduz.58 Noch während der Studienzeit Jos. Gebhard Schäd- lers war es zwischen Frankreich und Österreich zu kriegerischen Auseinandersetzungen, dem sog. Er- sten Koalitionskrieg gekommen. Die Erfolge Napo- leons in Italien wirkten sich sogleich auch auf die Rheinverteidigung aus. Die ohnehin schon dünne Abwehrlinie am Oberrhein wurde von der französi- schen Armee unter General Moreau durchbrochen und bald geriet ganz Südwestdeutschland unter die Besetzungsgewalt der Franzosen. Doch das Kriegs- glück wechselte und Erzherzog Karl, dem das kaiserliche Heer unterstand, konnte nach längerem Hin und Her die französischen Armeen wieder über den Rhein zurückdrängen.59 In Baden hatten sich zu dieser Zeit auch Freiwilli- genverbände aus Bauern und Studenten gebildet, 
die in vielen örtlichen Gefechten den plündernden französischen Soldaten oft hart zusetzten.60 Einem solchen Freiwilligen-Corps hatte sich auch Josef Gebhard Schädler angeschlossen. Albert Schädler beschreibt eine Episode aus jener Zeit:61 «In einem Gefechte in der Gegend von Breisach62 im Jahre 1797 wurde er ziemlich schwer verwundet, fand aber bis zu seiner Ausheilung ausgezeichnete Pflege in einem Frauenkloster, eine Begebenheit, welche ihm zeitlebens in freundlicher Erinnerung blieb.» Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium trat Gebhard Schädler in das graubündnerische Regiment von Salis-Marschlins ein, dessen Inhaber Anton von Salis Marschlins war. Leider wissen wir über die Aktivitäten dieses Regiments in der Zeit der Franzosenkriege fast nichts. Auch die im Grau- bündner Staatsarchiv liegenden Akten ergeben keine weiteren Aufschlüsse. Ebenso verhält es sich mit dem Privatarchiv der Familie von Salis.63 Sicher ist nur, dass das Regiment in der Zeit um 1800 in englischen Diensten stand und in Holland kämpfte. Als Regimentschirurg bekleidete Gebhard Schädler den Rang eines Hauptmanns. Mit der Annahme dieses Postens konnte er einen zweifachen Zweck erreichen: einmal konnte er die auf der Universität erworbenen theoretischen Kenntnisse in vielfacher Weise praktisch verwerten und so die berufliche 55) siehe auch von In der Maur, Feldmarschall Johann Fürst von Liechtenstein, JbL 5, S. 189, Anm. 3. 56) Das Siegel fehlt. Pergament-Urkunde 2. August 1798, FamARh. 57) Mitteilungen des Bodenseegeschichtsverein 4 (1940) 33. 58) Er war seinem Neffen Joh. Michael Menzinger, dem späteren Landvogt Taufpate. JbL 27, S. 72. 59) Friedrich von Weech, Badische Geschichte, Karlsruhe 1890. 60) Siegfried Fiedler, Das Militärwesen Badens in der Zeit Napoleons, Stuttgart 1987. 61) Albert Schädler, Chronik. 62) Die Stadt Breisach war während der beiden ersten Koalitions- kriege mehrmals Schauplatz heftiger Kämpfte. Als Brückenkopf am Rhein hatte sie für die Franzosen eine besondere strategische Bedeutung. Siehe auch Haselier, Geschichte der Stadt Breisach, Breisach, 1971, S. 150 ff. 63) Freundliche Mitteilung des Staatsarchivars Dr. S. Margadant, Chur. 31
	        

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