Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

LIECHTENSTEINER ÄRZTE DES 19. JAHRHUNDERTS RUDOLF RHEINBERGER Gebhard Schädler JUGEND, STUDIUM, MILITÄRARZT Nachfolger im Amt des Landschaftsarztes nach Christoph Grass wurde Gebhard Schädler. Josef Gebhard Michael Schädler wurde am 21. Sept. 1776 als drittes Kind des Johann Georg Gebhard46 und der Maria Sabine Bayer in Mauren geboren. Der Vater, Johann Georg Gebhard (1734-1807) stammte aus der Gegend von Wangen im Schwäbi- schen Allgäu und hatte sich um 1770 als Wundarzt in Mauren niedergelassen. Warum er seine Heimat verliess ist nicht belegt, doch besagt eine Familien- überlieferung,47 dass er nach einem unglücklich verlaufenen studentischen Duell, dessen gerichtli- chen Folgen er sich entziehen wollte, nach Mauren ausgewandert sei. Die Mutter, Maria Sabina Bayer (1729-1813), stammte aus Feldkirch.48 In ihrer Familie finden sich mehrere Ärzte, so der Vater Franz Michael, der sich in Feldkirch als Chirurgus betätigte, und zwei Brüder, von denen der eine in Feldkirch, der andere in Reichenau/Graubünden praktizierte. Aus der Familie Bayer gingen aber auch mehrere Künstler, darunter einige Maler, hervor.49 Gebhard wuchs zusammen mit seinen zwei Schwe- stern in Mauren auf. Wahrscheinlich besuchte er dort auch die Schule, obwohl der Schulbesuch vor 1805 noch nicht obligatorisch war. Jedenfalls war dazu aber die Möglichkeit gegeben, da ein Schul- haus in Mauren im Jahre 1781 belegt ist.50 Aller- dings war die Qualität der Schulen zu jener Zeit so schlecht, dass der Landvogt F.X. Menzinger in einem Bericht51 nach Wien feststellen musste, dass es im ganzen Land keine Schule gebe, die diesen Namen verdiene. Daher ist anzunehmen, dass der Vater, der in Mauren als Wundarzt tätig war, dem kleinen Gebhard die Grundlagen für den späteren Besuch des Gymnasiums selbst beibrachte. So betrat er, mit mehr oder weniger Elementarwis- sen ausgestattet, das Gymnasium in Feldkirch. Wir finden ihn im Feldkircher Matrikelbuch (1777- 1848) in den Jahren 1790 und 1791 als «Gebhardus Schedler, Muren, Rhaetus» eingetragen. Dazu ist für das Jahr 1791 die Bemerkung zugefügt «sponte intra annum digressus» d.h. während des Jahres 
freiwillig ausgetreten. Wo er das Gymnasialstudium abschloss, lässt sich nicht mehr eruieren. Am 17. 2. 179652 immatrikulierte sich Gebhard Schädler an der medizinischen Fakultät der Univer- sität Freiburg im Breisgau und schloss das Studium im August 1798 mit dem Magistrat in Chirurgie ab. Das Studium dauerte also 5 Semester. Laut Vorle- sungsverzeichnis53 wurden im 1. und 2. Semester Vorlesungen gehalten über: Chemie, Botanik, Chy- rurgie, Theoretisch-medizinischen Unterricht für Civil- und Landwundärzte und spezielle Naturge- schichte. Im 3. und 4. Semester kamen dazu: Ope- rationen-, Instrumenten- und Bandagen-Lehre, Ge- burtshilfe und Physiologie. Im 5. Semester wurde Krankheitslehre doziert. Über Chemie und Botanik las Prof. Ignaz Menzinger.54 34) Tschugmell, Beamte 1681-1840, JbL 47, S. 53. Paul Vogt, Ver- waltungsstruktur, S. 143. 35) Grass bewohnte den Tschaggaturm. Siehe auch oben S. 24. 36) Paul Vogt, Lokalisierungsbericht 1808, JbL 83, S. 92. 37) Bei Kapitalverbrechen wurde ein auswärtiger Arzt als Experte beigezogen. Paul Vogt, Verwaltungsstruktur. 38) Tschugmell, Beamte, JbL 47, S. 52. Ospelt Alois, Landesbeschrei- bung, JbL 75, S. 195. 39) Tschugmell, Beamte, JbL 47, S. 52. 40) Schuppler an Hofkanzlei 2. Januar 1809, LLA SR B2 41) I.e. 42) Schuppler an Hofkanzlei, 2. Januar 1809, LLA SR B2. 43) Oberamt Vaduz an Landgericht Feldkirch, LLA SR Jl, 134. 44) Landgericht Sonnenberg an 0A Vaudz, LLA SR Jl, 17. 45) DA Rechnungsbücher 1809-1815. 46) Albert Schädler, Chronik. Albert Hinkelbein, Abstammung der Familie Schädler, Esslingen 1975. Siehe auch oben S. 24. 47) I.e. 48) I.e. 49) K. H. Burmeister, Kulturgeschichte der Stadt Feldkirch, S. 232, 237, 267. 50) Georg Malin, S. 75, Anm. 23. 51) F. X. Menzinger an Hofkanzlei, 17. Juli 1789, LLA RA XXIII 1. 52) Matrikeln, Universitätsarchiv Freiburg. 53) Vorlesungsverzeichnisse, Archiv der Universität Freiburg/Br. 54) siehe auch unten, S. 31. 29
	        

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