Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

LIECHTENSTEINER ÄRZTE DES 19. JAHRHUNDERTS RUDOLF RHEINBERGER Vorwort Es ist für einen historisch interessierten Arzt ver- lockend, sich mit dem Leben und Wirken der Ärzte früherer Generationen auseinanderzusetzen. So hatte ich schon vor Jahren den Entschluss gefasst, mir einen Einblick in die ärztlichen und damit in die sozial- und standesgeschichtlichen Verhältnisse und Probleme des 19. Jahrhunderts in Liechten- stein zu verschaffen. Dazu war es nötig, die Biographie der einzelnen Arztpersönlichkeiten, ihre medizinische Ausbil- dung und Praxis, ihre soziale und materielle Stel- lung sowie ihr politisches Wirken zu erforschen, woraus dann auch wichtige Rückschlüsse - etwa auf die sozialen Verhältnisse der Bevölkerung - gezogen werden konnten. Dafür aber waren ausgedehnte Archivforschungen und und ein eingehendes Quellenstudium erforder- lich. Aus dem Liechtensteinischen Landesarchiv, den verschiedenen Gemeinde- und Pfarrarchiven, dem Archiv der Familie Rheinberger in Vaduz, dem Graubündner Staatsarchiv in Chur, dem Schweize- rischen Bundesarchiv in Bern, dem Vorarlberger Landesarchiv in Bregenz, dem Stadtarchiv Feld- kirch, dem Archiv des Graubündner Ärztevereins in Chur sowie den Archiven der Universitäten Erlan- gen, Freiburg/Br., Innsbruck, Landshut und Wien konnte ich reiches und z.T. bisher unbekanntes Material schöpfen. Dies ermöglichte es mir auch, einige sonst weniger beachtete Facetten des kultu- rellen, politischen und wirtschaftlichen Leben ins Licht treten zu lassen. Bezüglich der allgemeinen politischen und wirt- schaftlichen Entwicklung Liechtensteins im 19. Jahrhundert konnte ich mich auf die kompe- tenten Darstellungen der Historiker Georg Malin, Rupert Quaderer, Peter Geiger und Alois Ospelt stützen. In allen Gliedstaaten des Deutschen Bundes spielten die Ärzte in der politischen Entwicklung des 19. Jahrhunderts eine bedeutsame Rolle. Der be- rühmte Arzt und Forscher Rudolf Virchow schrieb nach der Märzrevolution 1848 die folgenden Sätze: «Wer kann sich darüber wundern, dass die Demo- kratie nirgends mehr Anhänger fand als unter den Ärzten?» und Virchows Erklärung dieses Phäno-mens: 
«Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft, und die Politik weiter nichts als die Medizin im Grossen.»1 Auch in Liechtenstein war es nicht anders als in den übrigen Bundesstaaten. Schon von Beginn der Märzrevolution von 1848 an kämpften die Ärzte an vorderster Front für eine freie Verfassung und gegen den herrschenden Absolutismus. Dieser Um- stand rechtfertigt es, bei der biographischen Würdi- gung der einzelnen Ärzte besonders auch auf deren politisches Engagement einzugehen. Im Gegensatz zu Peter Kaiser sind die Leistungen dieser Männer weitgehend in Vergessenheit geraten. Sie wieder in Erinnerung zu rufen, ist mit ein Zweck der vorlie- genden Arbeit. 1} Zitat 
bei P. Diepgen, Geschichte der Medizin, Berlin 1959, Bd. II, S. 223. 21
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.