Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1991) (89)

Roß schetzen, obs gerecht sey oder nit. Dan wan dem Roß etwas mangle, so hab er seinen wehren, der Jud mueß das Roß wider nemen. Darauf der Kun gesagt, er schetze das Roß allein nit. Wan sy wollen, daß ers schetzen soll, so well er noch 3 Meister zue sich nemen, es sey ainmahl auf gueten wegen, es mög sich bessern oder bösern. Der Martin Walch habe gesagt, wan dem Roß nichts mangle, so well ers gerne annemen. Und seyen darauf aus der Stuben gangen. Was sy weiter geredt oder gethan, weiß er Zeug nit. Aber den Juden hab er Zeug nit bei Ihnen gesechen. Mosis Bernheim stelt khundschafft. Meister Hans Weiß sagt bei Ayd, als der Meister Davidt Khun das Roß besichtiget, habe er geagt, Es fehle dem Roß nit vil mer, wie man seche. Darauf der Jud begert, der Khun solle das Roß ab-oder zueschetzen, dan er habe seine wahren noch im land. Darauff der Khun gesagt, er main, es fehle dem Roß nit vil. Darüber der Jud gesagt: Martin, Du hörsts, Jetz magst das Roß nemen oder nit, wan Du jetzt nimbst, so gib ich dier nachgehends weder red noch Antwort, sonder ich will darnach darauf sein. Weiter wiß er Zeug nit, dan er darvon gangen. Hanns Schechle sagt, alß der Meister Davidt Kuen im stall das Roß besichtiget, hab er gesagt, es hab sich wider bessert. Er vermain es fehle Ime nit vil, der Martin möchtes wol annemen. Darauf der Jud begert, er soll es schetzen. Hab der Kuen geantwor- tet, er habs nie abgeschetzt, habe zwar ain jeder von sich geben, er wisse nicht, es möcht etwas böser werden, es möchte aber das Roß villeicht ain böse strengten gehabt haben. Nachdeme hab der Jud gesagt, der Martin mög jetzo das Roß nemen oder nit, er well sein hand darvon thuen. Hab er Zeug auch gesagt, er well nachgechendts sein hand auch davon thuen. Habe der Schmid nachmalen gesagt, er main, es fehle dem Roß nichts, der Martin mög das Roß wol wider nemen. Darauf der Jud gesagt, so mög er dem Schmid sein willen machen und sey davon gangen. Darauff sy ein drunckle gethan. Gegen Abent gehe der Martin wider zum Roß, als er darvon in die Stuben kumen, hab er gesagt, daß Roß rinne wieder wie zuvor. Darauf er Zeug begert, der 
Kun soll das Roß schetzen, so well er den Juden wider holen. Hab der Kuen gesagt, er mög es nit wissen, er künd nit in das Roß schlüpfen, er mein aber, der Martin kund das Roß wol nemen. Darauf der Martin Walch das Roß zu handen genommen und zur schmiten gefüert. . ,»131 DAS VERHÄLTNIS ZUR CHRISTLICHEN BEVÖLKERUNG Als kurz vor dem Abzug der Juden 1650 die Gemeinden Eschen und Mauren die Zahlung des Insässgeldes verlangten, formulierte der Landam- mann Adam Öhry seinen Klagantrag: «Wan solli- ches beschehen, haben die gemeinden wider sie Juden nix allß alles Liebs vnd guets.»132 So ganz problemfrei waren jedoch die Beziehungen zwischen den Juden und der christlichen Bevölke- rung nicht. Hatte schon ihre Niederlassung am Eschnerberg in Feldkirch heftige Widersprüche hervorgerufen, so stiess diese auch in Vaduz- Schellenberg^auf vielfache Ablehnung. Wiederholt musste die Obrigkeit zum Schutz der Juden ein- greifen. Im Jahre 1644 kam es zu nicht näher bekannten Übergriffen gegen die Juden. Der Landammann Adam Öhry ahndete diese mit einer hohen Strafe von 150 Gulden, um damit einer Wiederholung solcher Vorfälle vorzubeugen. Ein Jahr später wurde er selbst für Insolentien (Unverschämthei- ten) verantwortlich gemacht, die den Juden zuge- fügt worden waren. Er wurde vor die Oberamtsleu- te nach Hohenems zitiert und sinnigerweise zu derselben Strafe von 150 Gulden verurteilt, die er innert monatsfrist zu bezahlen hatte, und zwar «alles für sich selbst one der gemaindt Costen oder andere».133 Solche Bestrafungen kamen, wenn auch nicht in der Höhe, häufig vor. 1640 wurde Christoph Panölli bestraft, weil er mit Scheltworten und Streichen gegen den Juden Marx (Hildefüng) vorgegangen war.134 1643 wird Simon Hundertpfund von Mauren um 1 Gulden gebüsst, weil er den Juden Elias (Bernheim) geschmäht und einen Dieb genannt 170
	        

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