Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1990) (88)

RECHENSCHAFTSBERICHT DES LANDESVERWESERS CARL VON IN DER MAUR Dieser Fond dient zur theilweisen Deckung der Be- dürfnisse der hiesigen Landesschule (zweitklassige Unterrealschule). Es ist eine auffallende Thatsache, dass in der unmit- telbaren schweizerischen Nachbarschaft auf einem beiläufig gleich großen Gebiete wie Liechtenstein drei mit großen Opfern der Bevölkerung unterhalte- ne 2 und 3 klassige Realschulen gut frequentirt wer- den, während die Frequenz der hiesigen Landes- schule, für welche die Einwohnerschaft Liechten- steins keine private Unterstützung zu leisten braucht, sozusagen nur durch künstliche Mittel auf- rechterhalten wird. Zu diesen künstlichen Mitteln ist wohl zu zählen, dass der Landtag für jene unbemit- telten Schüler, welche die Landesschule durch 2 Jahre mit gutem Erfolge besuchen, eine Studien- unterstützung von 50 fl bewilligt hat, welche im heu- rigen Jahre 10 Parteien zu Gute kam. Ein Theil der Schuld an der niedrigen Frequenz der Landesschule liegt wohl daran, dass diese Schule nicht bedeutend mehr bietet als die Volksschule, ein anderer Theil daran, dass der an der Landesschule wirkende Lehrer ungeachtet seiner guten Lehrgabe sich wegen der minderen Zuverlässigkeit seines Charakters keines besonderen Vertrauens erfreut. Eine erfolgreiche Reorganisation dieser Schule, de- ren Fortbestand gewissermaßen eine Ehrensache für das Land bildet, kann nur platzgreifen, wenn der Landtag die nöthigen Geldmittel bewilligt, wozu der- selbe gegenwärtig wenig Lust zeigt. Die Landesschule, im Jahre 1859 durch eine Stif- tung des praktischen 
Arztes Dr. Grass ins Leben gerufen, ist seit ihrem 31 jährigen Bestände von nur 245 Schülern, darunter während der letzten 6 Jahre von 44 Schülern besucht gewesen. III. PFARRER LUTZ'SCHES STUDIENSTIPENDIUM5 Verrechnungs-Gulden nach der Rechnung für 
Vermögens- titel 
das Jahr vermehrung in Gulden 1884 1889 1884-1889 Empfang 
2 061 2 062 Ausgabe 190 80 Vermögensstand 1871 1982 111 
Dieses Stipendium wurde vor beiläufig 40 Jahren für mittellose Studierende aus Liechtenstein, bezie- hungsweise zunächst für Angehörige der Gemeinde Mauren gestiftet und wird vom Landesschulrathe verliehen. IV. PFARRER V. KRISS'SCHES STUDIENSTIPENDIUM" Verrechnungs-Gulden nach der Rechnung für 
Vermögens- titel das Jahr vermehrung in Gulden 1884 1889 
1884-1889 Empfang 
2452 2 235 Ausgabe 
371 Vermögensstand 2081 2 235 154 Dieses schon seit mehr als 200 Jahren bestehende Stipendium wurde anläßlich der mißliebigen Wahr- nehmungen, zu welchen die damalige Verwaltung Anlaß bot, im Jahre 1886 in die Administration der fürstlichen Regierung übernommen, 
was Euere Durchlaucht gnädigst sanktionirt haben. Im letzten Jahre gelangte das Stipendium nicht zur Auszahlung, weil der betreffende Stipendist sich nicht mit Zeugnissen über entsprechenden Fortgang ausweisen konnte. 3) Der Landschaftliche Schulfonds wurde 1812 geschaffen und be- zweckte die Förderung des Schulwesens. Vgl. Georg Malin: Die politi- sche Geschichte des Fürstentums Liechtenstein in den Jahren 1800-1815. In: JBL 1953, S. 88/89. 4) Die Dr. Grass'sehe Schulstiftung, deren Zweck die Schaffung einer Real- oder Landesschule war. wurde 1857 geschaffen. Übersicht über die Fonds in: Bericht und Antrag vom 3. Mai 1973 der Fürstlichen Regierung an den Hohen Landtag betreffend die Auflösung von diver- sen Fonds vom 3. Mai 1973. 5) Das Pfarrer Lutz'sehe Studienstipendium wurde vom Maurer Pfar- rer Alois Lutz 1836 gestiftet. Die Zinsen sollten an einen armen Studenten aus Liechtenstein ausbezahlt werden. Wie Anm. 4. 6) Valentin von Kriss, Pfarrer von Triesen, errichtete 1689 eine Stipendien- Stiftung, die einem oder zwei armen Studenten aus der Grafschaft Vaduz ein Studium ermöglichen sollte. Bewarben sich keine Studenten, konnte es an jemanden ausbezahlt werden, der ein Handwerk erlernen wollte. Wie Anm. 4. 55
	        

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