Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1987) (87)

Was halten Sie von der Einrichtung von Ortsmuseen in den einzelnen Gemeinden? Die Bemühungen, altes Kulturgut zu sammeln, die in unserem Lande von den Gemeinden besonders durch die Kulturkommissionen geför- dert werden, sind zu begrüssen. Es sollte nicht mehr vorkommen, dass Sakralgegenstände, alte Möbel, Werkzeuge, Geräte oder Textilien, die für das Verständnis unserer Vergangenheit von Bedeutung sind, in den Antiquitätenhandel abwandern. Zu begrüssen ist auch die Bereitstel- lung von geeigneten Räumen in den Gemeinden. Von den gesammel- ten Gegenständen sollte unbedingt ein Inventar angelegt werden, damit der Bestand gesichert ist. Es ist wichtig, dass jemand bestimmt wird, der die Verantwortung für die Sammlungen übernimmt. Durch diese Massnahmen wird altes Kulturgut erhalten. Die Errichtung eines Ortsmuseums im eigentlichen Sinne sollte man sich aber zweimal überlegen. Da ist einmal die gleiche Thematik. Über eine Ausstellung von sogenannten volkskundlichen Gegenständen hin- aus wird mit wenigen Ausnahmen kaum eine Gemeinde kommen. Eine gewisse Gleichförmigkeit, was das Ausstellungsgut anbelangt, wäre kaum zu vermeiden. Altes Heugeschirr von Ruggell ist wie solches von Balzers. Hausrat und Geräte unterscheiden sich wenig in den einzelnen Gemeinden. Meist werden diese Museen nebenamtlich betreut. Daher sind die Besichtigungsmöglichkeiten eingeschränkt. Wer sitzt am Sonn- tag im Heimatmuseum, um auf Besucher zu warten? Das Ortsmuseum hat eine bestimmte Berechtigung und Anziehungs- kraft, wenn es ein spezielles Thema grundsätzlich darstellt, so etwa das Walser Heimatmuseum in Triesenberg, das auch wegen seiner Lage für den Tourismus eine Rolle spielt. Im übrigen ist zu sagen - bei aller Anerkennung der Leistung und des Idealismus der örtlichen Museumsfreunde - dass die meisten Ortsmu- seen nach dem Eröffnungstag selbst von der Gemeindebevölkerung wenig beachtet in einen Dornröschenschlaf verfallen. Bald sind es nur noch kostspielige Magazine. Das mit Begeisterung und grossen Kosten gegründete Ortsmuseum wird zum Kummermuseum. Ich könnte mir vorstellen, dass die an sich wertvollen Sammlungen von den Kulturkommissionen betreut werden und für Ausstellungen zu speziellen Gelegenheiten in den Gemeinden oder für Sonderausstel- lungen im Landesmuseum zur Verfügung stehen, wo auch ein Sammel- inventar geführt würde. Das Landesmuseum könnte bei der Inventari- 437
	        

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