Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1987) (87)

Durch die politischen Recherchen von Hrzan und Hudelist wissen wir allerdings einiges über die Beziehungen Goethes zum Hause Liechten- stein. Der Dichter hatte seine Identität auf mancherlei Weise zu kaschieren gesucht, sich den Namen eines Leipziger Kaufmanns Phi- lipp Möller zugelegt. Er richtete die Briefe an seinen Herzog an seine eigene Person und Anschrift in Weimar. Hrzan berichtete, der Dichter wolle sich nirgendwo vorstellen, angeblich weil er keine geeignete Garderobe mit sich führe. In Wirklichkeit war es wohl der Traum von einem ungebundenen Leben, der nun voll zur Wirkung kam. Schon bei dem vorhergegangenen Kuraufenthalt in Karlsbad hatte sich jedoch Goethe gefreut, «daß ich nun ganz in den Katholicismus hinein- rücke».18 Dort hatte er die charmante Gräfin Josepha Harrach getrof- fen, geborene Prinzessin von Liechtenstein, die ihn sehr schätzte.19 Josepha (Josephine) war die Tochter des Fürsten Karl Borromäus von Liechtenstein, des Chefs der jüngeren, Mährisch Kromauer (Moravsky Krumlov) Linie, und seiner Frau Eleonore, geb. Gräfin von Oettingen- Spielberg. Die Gräfin Harrach war eine empfindsame, literarisch höchst gebildete Dame. In Rom wollte Goethe, so Hrzan, «ein Studium aus dem (zu) machen, was Rom einem Gelehrten, der zugleich so sehr Kunstliebhaber ist, darbiethet». Eigentlich sollte Herzog Karl August schon dieses Jahr nach Rom kommen - die politischen Zuspitzungen in Deutschland verhinderten jedoch diese Reise. Hrzan meinte, daß Goethe zwei Jahre Abb. 1: Karl Agricola, Maria Josefa Gräfin Harrach, geb. Prin- zessin Liechtenstein, Miniatur, Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein, Schloss Vaduz. 45
	        

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