Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1987) (87)

die anstehenden Probleme geführt. Karl August hatte jedoch auf Preußen gesetzt, allerdings mehr auf den Thronfolger Friedrich Wil- helm (IL) als auf König Friedrich II. In ihrem Denken spielte der präsumtive Erbe Bayerns, Herzog Karl August von Zweibrücken, ein verschwenderischer Sonderling, eine zentrale Rolle - bei ihm sollte Karl August für die Ziele des Fürstenbundes werben. Nach Tümmler wurde Goethe nun skeptisch, den jungen Herzog mit einer so heiklen Mission zu betrauen. In der Tat brach Karl August die Reise nach Zweibrücken wieder ab, weil ihm ein preußischer Emissär zuvorge- kommen war. Was dann Friedrich der Große aus dem Fürstenbund machte, war nicht das Projekt, an das die Kleinen im Reich gedacht hatten. Mit zuneh- mender Sorge sah Goethe die wachsende Kriegsgefahr, da der Bund seine Spitze zu deutlich gegen Österreich richtete. Goethe war realisti- scher als Karl August; er hoffte, daß nach dem Tode Friedrichs IL, der offenbar bald bevorstand, der Fürstenbund als Instrument einer Reichsreform zu verwenden war. Goethe bemühte sich noch persön- lich um die sachsen-weimarische Ratifizierung des Vertrages, über die man im August 1785 mit dem preußischen Gesandten verhandelte - damals war er offenbar noch voll einverstanden. Goethe war jedoch zufrieden, als Josef II. seine bayerischen Pläne über Bord warf, anders der Herzog, der eine aktive Kraft blieb - der reservierte Goethe war fortan aus der Fürstenbundpolitik ausgeschieden. Es sollte sich aber bald zeigen, daß auch nach Friedrichs II. Tod am 17. August 1786 die weimarischen Hoffnungen nicht reiften. Just in dieser Zeit aber war Goethe nach Italien aufgebrochen und hatte die politischen Wirren Deutschlands hinter sich gelassen - eine deutliche Distanzierung von der Politik Karl Augusts. Diese erzielte noch einmal einen Erfolg mit der Mainzer Koadjutorwahl Dalbergs im Jahre 1787. Das preußische Spiel mit der Kandidatur des Prinzen Ludwig hatte sich als ein taktisches Manöver zur Schwächung der kaisertreuen Parteien in Mainz erwiesen. Aber fortan blieben die Hoffnungen, die Karl August auf den neuen preußischen König Fried- rich Wilhelm II. gesetzt hatte, ohne Erfüllung. Goethe nahm in Italien an all diesen Dingen nicht den geringsten Anteil und mißbilligte die Aktivitäten Karl Augusts. Nach seiner Rückkehr mußte er den ent- täuschten Herzog trösten. Zu einem persönlichen Bruch kam es aller- dings nicht.17 44
	        

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