Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1986) (86)

Postauto oder den unentgeltlichen Schulbus benutzen. «Wer ein Auto hat, fährt mit dem Auto - ohne Vorbehalte», schreibt das Liechtenstei- ner Volksblatt in seiner Ausgabe vom 2./3. November 1984 in der Kommentierung obiger Umfrage. Die öffentlichen Verkehrsmittel erfüllen somit eher eine Lückenbüsserfunktion und werden nicht allge- mein als Alternative akzeptiert. Diese Aussage unterstreicht auch das Befragungsergebnis, dass 70 Prozent der Bewohner Liechtensteins eine Haltestelle des öffentlichen Verkehrsmittels innerhalb von fünf Minu- ten erreichen könnten und trotzdem das Privatauto benutzen. Selbst ein Drittel der am Wohnort Arbeitenden benutzt das Privatauto für die Erreichung des Arbeitsplatzes. Durch dieses extreme Individualverhalten hat die Belastung durch Lärm und Abgase ein hohes Ausmass angenommen (vgl. Abb. 46) und Ruhe sowie Wohnlichkeit in Ortschaften sind immer mehr verloren gegangen. Das Problem der Verkehrsbelastung wird in Liechtenstein noch zusätzlich durch den touristischen Durchgangsverkehr und das Grenzgängerwesen (5000 Pendler, die zu 90 % mit dem eigenen Privat- wagen fahren) verstärkt. Mit dem Einführen der schweizerischen Autobahnvignette ab 1. 1. 1985 (sFr. 30.- für das Kalenderjahr) hat der Durchgangsverkehr durch Liechtenstein als Umfahrungsroute nochmals merklich zugenommen. 5.2.4.3 NEUE VERKEHRSKONZEPTIONEN War bis Mitte der 1970er Jahre auch in Liechtenstein die Verkehrspla- nung ausschliesslich auf die Maximierung der Transportleistungen mit einer erstaunlichen Normengläubigkeit ausgelegt (vgl. Abb. 47), wird ab Beginn der 1980er Jahre eine differenzierte verkehrstechnische Denkweise ersichtlich. Bürgerinitiativen wehren sich zusehends gegen den weiteren Ausbau von Strassen und den Abbruch markanter Lie- genschaften, ebenso wird die Verkehrsplanung zunehmend als Teil eines umfassenden gesellschaftlichen und raumplanerischen Gefüges erkannt. Dieser Umdenkprozess ist noch in vollem Gange, führt zu Irritationen der Beteiligten und in konkreten Einzelfällen zu teils fast paradoxen Einzelübungen, welche gesamtheitliche Betrachtungswei- sen raumordnerisch relevanter Vorgaben und Rahmenbedingungen vermissen lassen. Sie sind vor allem auch Teil des Ausdruckes einer gewissen Unsicherheit der planenden Ingenieurbüros27. Dennoch wer- den, vor allem von Seiten des Landes, erstaunliche neue Denkansätze 111
	        

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