Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

zu bringen, was der Bär auch willig tat. Auf dem Siegel reicht Gallus dem folgsamen Bär ein Brot. Von allen Heiligen ist Maria am häufigsten auf den Siegeln zu finden - eine Feststellung, die sicher nicht überrascht, wenn man berücksichtigt, dass Maria in der christlichen Kunst am häufigsten dargestellt wird. Die Marienbilder variieren in Symbolik und Aussage- gehalt in vielfältiger Weise.58 Etwas von dieser Vielfalt kommt auch in unserem doch verhältnismässig kleinen Bestand an Mariensiegeln zum Ausdruck. Am häufigsten ist die thronende Maria mit dem Kind - umrahmt von gotischen Architekturelementen - zu finden. Die Baldachine können sowohl als Symbol für die Kirche als auch für den Himmel gelten. Das Bild Marias wandelt sich allmählich: Während sie auf den Siegeln des frühen 14. Jahrhunderts noch ohne Nimbus als Mutter gezeigt wird (Guillelmus Nr. 109 und Guillelmus de Villanova Nr. HO), erscheint sie seit dem 15. Jahrhundert als gekrönte, thronende Himmelskönigin (Johannes III. Abundi, Nr. 83; Flamigus Minutulus, Nr. 116). Auch die Darstellung des Kindes zeugt bei genauer Betrachtung von einer grossen Vielfalt: Auf dem Siegel von Thomas Planta (Nr. 87) sitzt das kleine Kind Maria auf dem Schoss, Mutter und Kind wenden sich dem Betrachter zu. Das Thema ist hier ihre Beziehung zur Menschheit. Auf andern Siegeln (Guillelmus de Villanova, Nr. HO), wenden sich Mutter und Kind einander zu, thematisiert wird damit die innige Beziehung zwischen Mutter und Kind. Jesus wird nicht durchwegs als Kleinkind gezeigt, gelegentlich steht er als bereits recht selbständiger Knabe neben Maria auf dem Thron (Guillelmus von Castello, Nr. 109). Besonders bemerkenswert ist eine Pietä auf dem Siegel von Johannes Dominici (Nr. 117). Diese Darstellung Marias mit dem Leichnam Christi auf dem Schoss steht ohne jede Umrahmung in dem dafür reservierten Teil des Siegelfeldes. Diese Schlichtheit zwingt den Betrachter sich auf das Wesentliche, den Opfertod Christi und die Trauer Mariens, zu konzentrieren. Neben dem Bild Marias mit Christus sind vereinzelt auch andere Mariendarstellungen zu finden: Auf dem Siegel des Weihbischofs 58 Vgl. zu den folgenden Ausführungen den Artikel «Maria, Marienbild» im Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 7, Sp. 154-210. 58
	        

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