Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

Siegelfeld Herrschaft und Hoheit auszudrücken. Die Voraussetzungen für den Siegeszug der Heraldik in der Sphragistik waren damit geschaffen: ein Siegeltyp nach dem andern wurde schliesslich durch die Wappensiegel verdrängt. Die allgemeinen Entwicklungslinien in der Heraldik lassen sich anhand der Wappendarstellungen auf den Siegeln aufzeigen.42 Bezüg- lich der Schildform43 ist festzustellen, dass in der Gotik ausschliesslich der Dreieckschild verwendet wurde, der nur geringe Veränderungen durchmachte. In unserer Sammlung sind die hochgotische Form mit längeren Seiten (Swigger von Schellenberg, Nr. 46), dann der «Manesseschild» mit oben eingezogenen Kanten (Rudolf IV. von Montfort-Feldkirch, Nr. 3) und die ausgereifte Form, in der die drei Seiten fast ein gleichseitiges Dreieck bilden (Johann und Heinrich Stöckli, Nr. 200/201), zu finden. In der Spätgotik wurden die Seiten des Dreieckschildes wieder länger (Rudolf V. von Montfort, Nr. 4, Jakob Spiegel, Nr. 143). Dem Dreieckschild folgte im späten 14. Jahrhundert der Halbrundschild (Wolfhart V. von Brandis, Nr. 7, Ulrich von Ramschwag, Nr. 76). Neben dem Halbrundschild entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert die Tartsche, ein ausgesprochener Kampf- und Turnierschild. Das besondere Kennzeichen dieser Schildform ist ein Ausschnitt an der rechten Seite, die sog. Speerruhe. Der obere Rand der Tartsche ist meist mehrfach ausgebuchtet, der untere Rand oft stark gerundet (Rudolf von Sulz, Nr. 13, Rudolf Steinbrüchel, Nr. 237). Die Tartsche war die letzte Schildform, die auch im Kampf und im Turnier verwendet wurde. Mit dem Ende der Turniere in der Frührenaissance hatte der Schild als Schutzwaffe ausgedient und verlor seine ursprüngliche Funktion. Nun begann ein Spiel mit der Gestaltung des Schildrandes: Die Tartsche erhielt einen zweiten Ausschnitt auf der linken Seite, die Schildränder lösten sich durch verschiedene Ausbuchtungen und 42 Die folgenden Ausführungen stützen sich auf die gängigsten Einführungen in die Heraldik: W. Leonhart, Das grosse Buch der Wappenkunst; D.L. Galbreath, Lehrbuch der Heraldik: O. Neubecker, Heraldik; Wappenfibel. 43 Vgl. Wappenfibel, S. 52 ff; Neubecker, Heraldik S. 56; Leonhard, Wappenkunst S.118. 46
	        

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