Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

flut4 im einzelnen nachzugehen und darüber zu referieren, jedoch um zwei Abhandlungen kommen wir nicht herum. Zwei Tage vor Pälffy hatte mit Datum vom 5. März der letzte k. und k. Botschafter beim HI. Stuhl, Alois Fürst Schönburg - Hartenstein,5 in einem sieben Seiten langen Handschreiben den k. und k. Aussenminister Buriän über die neuesten Aspekte und Vorgänge rund um die Römische Frage informiert.6 Im zweiten Teil dieses Handschreibens, dessen erster Teil mit dem Vermerk «Geheim» über Briefkontakte mit Papst Benedikts XV. Privatsekretär Msgr. Rudolf von Gerlach7 handelt, weist Schönburg auf einen Artikel in den «Neuen Zürcher Nachrichten» hin, den er vorsorglich seinem Bericht gleich beigelegt hatte. Mit 7. März sandte Pälffy diesen Artikel mit dem Bemerken nach Wien, dass er «auf eine Inspiration des Apostolischen Stuhles zurückgehen soll»! Dem k. und k. Geschäftsträger erschien besagter Artikel deshalb besonders bedeutungsvoll, weil hierdurch zum ersten Mal «den Katholiken - wenn auch noch in ganz indirekter Weise - von Rom aus gesagt wird, welche Haltung man von ihnen in der 'Römischen Frage' wünscht und erwartet».8 Was liest man nun in jener Abhandlung, was wünschte demnach der Hl. Stuhl? Eingangs wird ohne Umschweife konstatiert, die Römische Frage sei zur Zeit «zweifellos der wichtigste Gegenstand der Sorge der Katholiken aller Nationen». Kurz und lapidar fährt die Enunziation fort: «Seit 1870 ist die Lage des Papstes anormal, schwer und der Stellung des Ober- hauptes der Kirche nicht würdig». Dann wird vorsorglich der Grundsatz aufgestellt, dass dem Hl. Vater allein das ausschliessliche Recht zustehe, «das letzte und definitive Urteil über seine Lage auszusprechen und zwar in dem Moment, den er für opportun halten wird.» Unter diesem sehr gewichtigen, jedoch einzigen Vorbehalt werden die Katholiken geradezu beschwörend auf das Recht und die Pflicht aufmerksam gemacht, der 'Römischen Frage', «dieser wichtigen Frage, das höchste Interesse entgegenzubringen». Am Ende der Ausführungen stehen als Conclusio fünf Hauptpunkte oder vielleicht besser Normen für die Katholiken, wie sie sich verhalten und wonach sie sich richten sollen. Die für unsere Untersuchungen wichtigsten Normen finden sich in Punkt zwei und fünf, die im Wortlaut wiedergegeben seien. Punkt 2: «Hinsichtlich der 'Römischen Frage' im allgemeinen muss immer und kategorisch 232
	        

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