Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1985) (85)

I. EINZIGES ZIEL DES HL. STUHLES IN DER «RÖMISCHEN FRAGE» 1916: EHEBALDIGSTE ERLANGUNG DER ECHTEN SOUVERÄNITÄT Am 1. März 1916 berichtete aus Bern der k. und k. Geschäftsträger beim Heiligen Stuhl Moritz Graf Pälffy1 von Erdöd seinem zuständi- gen Ressortchef, dem Minister des k. und k. Hauses und des Äusseren, Exzellenz Stephan Baron Buriän2 von Rajecz': «Seit dem Zeitpunkte, wo ich das letzte Mal über die 'Römische Frage' berichtet habe, ist darüber in der Presse, in Broschüren und Abhandlungen so viel geschrieben worden, dass man von einer wahren Literatur sprechen kann, die sich über diese Materie entwickelt hat. Journalisten, Theologen, Professoren, Juristen, Politiker, mit einem Worte Ver- treter der verschiedensten Berufe und Richtungen haben sich in der Öffentlichkeit mit der 'Römischen Frage' beschäftigt und sie dadurch zu einem der umstrittensten Probleme der Tagespolitik gemacht. Studiert man aber ein wenig diese Literatur, so kommt man nur zu dem einen positiven Schlüsse, dass Einigkeit der Auffassung bloss bei den Feinden der Kirche herrscht, während unter den Verfechtern einer unbedingten Aufrollung der 'Römischen Frage' nicht nur bezüglich der Methoden, sondern sogar hinsichtlich des Endzieles, das angestrebt werden soll, Uneinigkeit und grosse Unsicherheit zu Tage tritt. Diese Erscheinung allein spricht schon laut dafür, dass man es eben mit einer Frage zu tun hat, welche tatsächlich zu den kompliziertesten gehört, mit denen sich die Weltpolitik seit geraumer Zeit zu befassen hatte. Die Schwierigkeiten, welche sich der Lösung der 'Römischen Frage' entgegenstellen, sind nämlich durchaus nicht nur äussere, sondern insoferne auch innere, als der Papst selbst noch zu keiner präzisen Konzeption gelangt zu sein scheint, was Er wünscht und wie Seine eventuellen Wünsche realisiert werden könnten. Da nun aber die Katholiken dem Willen ihres geistlichen Oberhauptes nicht vorgreifen dürfen, ist es nur selbstverständlich, dass sich bis jetzt - trotz der Anläufe, die genommen wurden - eine klar umschriebene, organisierte Bewegung zur Lösung der 'Römischen Frage' in ihrem Schosse nicht entwickeln konnte»3 Es kann und will nicht Aufgabe dieser Ausführungen sein, der hier von Geschäftsträger Pälffy apostrophierten Presse- und Broschüren- 231
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.