Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

gelangen. Ihm begegnete der Katholik mit Verehrung und Vertrauen. Denn der Heilige ist es, der um die menschlichen Sorgen und Nöte weiss und bereit ist, bei Gott fürbittend zu helfen. Aus der Heiligen- verehrung aber wurde mitunter ein Heiligenkult, und je heftiger die Reformatoren diesen angriffen, um so inniger pflegte ihn das gläubige Volk.124 Ausdruck dieser barocken Frömmigkeit sind heute noch die Heiligenfiguren des Grotenrather Altars. (1) Hl. Cornelius (vormals Hl. Pirmin) Patron der Grotenrather Kirche ist der Hl. Cornelius. Dieser entstammte dem vornehmen römischen Geschlecht der Cornelier und leitete von 251 bis 253, in einer schweren Zeit der Christenverfolgung, als Papst die Geschicke der katholischen Kirche. Zwei Beigaben kennzeichnen die Figur des Hl. Cornelius (Abb. 16, 20) am Grotenrather Altar: Das Horn in seiner Linken, das indivi- duelle Attribut des Heiligen, erklärt sich aus der Ableitung des Namens Cornelius von dem lateinischen «cornu» (Horn). Der Kreuzstab mit den drei Querbalken in der rechten Hand des Heiligen ist eines der beiden generellen Attribute heiliger Päpste. Das andere, die Tiara, fehlt dem Hl. Cornelius.125 Dies und die unverkennbar aus jüngerer Zeit stammenden Attribute sind Hinweise auf die Umgestal- tung der Heiligenfigur. In ihr wurde, wie bereits erwähnt, vormals der Hl. Pirmin verherrlicht. 124 Zur Heiligenverehrung im Barock: Ludwig Andreas Veit/Ludwig Lenhart. Kirche und Volksfrömmigkeit im Zeitalter des Barock. Freiburg/Breisgau 1956, insb. S. 43 f. u. 59; Anna Coreth, Pietas Austriaca. Ursprung und Entwicklung barocker Frömmigkeit in Österreich, München 1959, S. 70 ff; Therese Schlüssel, Kultur des Barock in Österreich. 2. Aufl.. Graz 1960, S. 55 u. 58; Wolfgang Müller, Katholische Volksfrömmigkeit in der Barockzeit, in: Badisches Landes- museum (Hrsg.), Katalog der Ausstellung «Barock in Baden-Württemberg». Bd. 2, Karlsruhe 1981, S. 402 f. 125 Zur Ikonographie des Hl. Cornelius: Karl Künstle. Ikonographie der christlichen Kunst, 2 Bde.. Freiburg / Breisgau 1926 u. 1928, hier Bd. 2. S. 169; Joseph Braun (N 107 ). Sp. 437 f.; Lex. christl. Ikonographie (N 107), Bd. 7, Sp. 340 f. - Bereits in der Legenda aurea des Jacobus de Voragine, jener weit verbreiteten und einflussreichen spätmittelalterlichen Heiligensammlung, heisst es, Cornelius komme von cornu. Horn. Siehe: Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Köln 1969, S. 715. 60
	        

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