Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

Weniger Ansprüche an die genaue Einhaltung einer Brenntempe- ratur stellt der Kalkstein; er muss auf eine Brenntemperatur von 900 - 1300° C erhitzt werden, um zu gebranntem Kalk umgewandelt zu werden. Dieser Vorgang ist unerlässlich, weil nur aus dem gebrannten und gelöschten Kalk das Mörtelbindemittel Kalkhydrat entsteht. Dieses Bindemittel, vermischt mit Sand und Wasser, erhärtet beim Kontakt mit dem Kohlendioxid der Luft. Und diese Eigenschaft machten sich die Bauleute zunutze, um das Mauerwerk auch mit unsorgfältig gefügten Mauersteinen verfestigen zu können. Der Kalkmörtel als Mauer- und Putzmörtel war schon im Altertum bekannt.13 Die bis heute gebräuchliche Technik des Kalk- brennens und der Anwendung des gebrannten Kalkes ist uns durch die Römer überliefert worden. Die Reste solcher römischen Kalköfen finden wir bei uns nördlich der Apen noch an zahlreichen Orten im Boden. Von Profatscheng aus gesehen, befindet sich der nächste römische Kalkofen auf der Luziensteig.14 Da das Mörtelbindemittel Kalkhydrat (Ca(OH)2) meist in grossen Mengen für den Hausbau verwendet wurde, richteten die Bauleute oft direkt neben der Baustelle einen Ofen ein, um den Kalk brennen zu können.15 Praktisch in jedem Dorf, wo Kalk in irgend einer Form vorkam, wurde für den Eigenbedarf Kalk gebrannt. Erst mit dem Aufkommen des billigeren, industriell hergestellten Zementes verlor das Kalkbren- nen seine Bedeutung für das Baugewerbe. Deshalb sind heute die meisten Öfen abgerissen und verschwunden; ähnlich ergangen wäre es auch demjenigen von Hinterprofatscheng, hätten wir nicht im letzten Moment noch eine ausführliche Dokumentation erstellt. Thomas Bitterli-Waldvogel 278
	        

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