Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1984) (84)

Entwicklung in eine bestimmte Richtung erkennen. Augenfällig bei den wenigen erhalten gebliebenen Werken jedoch ist, dass Rhein- berger höchstwahrscheinlich den Weg eines konservativen Bildhauers gegangen wäre. DER HANDWERKER UND KUNSTHANDWERKER Einen nicht unbedeutenden Anteil an Egon Rheinbergers Faszina- tion für das Bauen hatte seine Liebe zum Handwerk. Vergleicht man die drei Hauptwerke des Architekten, das oberste Turmgeschoss der Burg Liechtenstein, das «Rote Haus» und die Burg Gutenberg, so fällt einem auf, dass es dem Künstler darum ging , seinen Bauten sowohl aussen wie innen den Eindruck einer aus einem Guss gewachsenen Gesamterscheinung zu verleihen. Bis ins kleinste Detail wurde von ihm alles durchdacht und berücksichtigt, wobei das Kunsthandwerk eine wichtige vermittelnde Rolle spielte. Es darf dabei nicht überse- hen werden, dass Rheinberger bei der Gestaltung von Innenräumen nicht nur die Entwürfe dazu lieferte, sondern diese oft auch eigenhändigst ausführte. Man erkennt hier einen typischen Wesens- zug des Künstlers, nämlich die Bereitwilligkeit, in allen an ihn gestellten Aufgaben zu genügen. Für das «Rote Haus» und Gutenberg bewältigte er die nicht einfache Aufgabe der Errichtung der Dachkon- struktion. Kenntnisse darüber verdankte er seinem Vater, der am Polytechnikum in München Hoch- und Tiefbau studiert hatte. Seine lebendige Beteiligung an all den Dingen, welchen er beim Bauen gegenüber stand, darf man sich daher nicht zu gering vorstellen. Betrachtet man seine auf alt eingerichteten Stuben, so scheint dem Architekten dabei nichts entgangen zu sein, von der Musterung des Parkettfussbodens bis zur Ausmalung von Wand und Decke, vom geschnitzten Dekor einiger Holzteile bis zur beschlagenen Zimmertü- re. Nur so können wir das homogene Resultat seiner abgeschlossenen Bauten erklären. As gelernter Bildhauer kannte er keine Schwierig- keiten, den Holzbalken einer Zimmerdecke oder einen zur Aus- schmückung bestimmten Stein künstlerisch zu formen. Bei der Ausgestaltung von Burgen waren für Rheinberger die Kenntnisse in der 230
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.